Umgang mit Fehlern

Selbst die kompetentesten und zuverlässigsten Mitarbeiter machen hin und wieder Fehler. Entscheidend ist jedoch, dass ihnen derselbe Fehler kein zweites Mal unterläuft. Mit der Etablierung einer konstruktiven Fehlerkultur leisten Unternehmen einen wesentlichen Beitrag dazu.

Im Gegensatz dazu hat ein schlechtes Fehlermanagement meistens verheerende Auswirkungen auf die Produktivität und die Atmosphäre im Betrieb. Wenn Unternehmen schlecht mit Fehlern umgehen, indem sie nach Schuldigen suchen oder Probleme unter den Tisch kehren, werden diese immer wieder dieselben Fehler machen.

Was eine gute Fehlerkultur ausmacht, welche Chancen ein produktives Fehlermanagement mit sich bringt und was psychologische Sicherheit damit zu tun hat, lesen Sie im Folgenden. Sie erfahren außerdem, welche Arten von Fehlern es gibt und wie Unternehmen eine offene Fehlerkultur etablieren.

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Was ist eine Fehlerkultur?

Unter Fehlerkultur in einem Unternehmen versteht man die Art und Weise, wie Führungskräfte und Mitarbeiter im Betrieb mit Fehlern umgehen. Der Begriff „Fehlerkultur“ stammt ursprünglich aus den Wirtschafts- und Sozialwissenschaften und hat insbesondere seit der Finanzkrise 2008/09 an Bedeutung gewonnen. 

Grundsätzlich geht man bei einer Fehlerkultur der Definition nach davon aus, dass Menschen in einem Unternehmen gelegentlich Fehler machen. Im Vordergrund steht allerdings stets die Frage, wie Organisationseinheiten möglichst produktiv mit Fehlern umgehen können. Viele Experten betrachten eine positive Fehlerkultur als Grundvoraussetzung dafür, dass Unternehmen und alle Beteiligten aus Fehlern lernen.

Die beiden Begriffe „Fehlermanagement“ und „Fehlerkultur“ werden umgangssprachlich oft synonym verwendet. Allerdings bezieht sich Fehlermanagement auf diejenigen Maßnahmen, die gezielt ergriffen werden, um eine Fehlerkultur zu etablieren, während die Fehlerkultur ein wichtiger Aspekt im Bereich der Mitarbeiterführung ist. Es geht hierbei keineswegs darum, fehlerhaftes Verhalten zu dulden oder zu fördern. Vielmehr steht der konstruktive Umgang mit Fehlern und die Möglichkeit, aus Fehlern zu lernen, bei einer positiven Fehlerkultur im Fokus des Interesses.

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Ursachen von schlechter Fehlerkultur

Viele Unternehmen in Deutschland haben noch großen Nachholbedarf bei der gelebten Fehlerkultur. Es gibt zahlreiche Studien, die in vielen Bereichen dringenden Handlungsbedarf im Hinblick auf die Etablierung einer Fehlerkultur nahelegen. Eine Vielzahl von wirtschaftswissenschaftlichen Untersuchungen beschäftigte sich außerdem mit den Ursachen von mangelnder oder schlechter Fehlerkultur. Im Wesentlichen lassen sich die Gründe für das Fehlen einer konstruktiven Fehlerkultur auf zwei zentrale Aspekte zurückführen:

Selbstverständlich besteht zwischen diesen beiden Ursachenkomplexen ein enger Zusammenhang. So sind falsche Glaubenssätze oft kulturell bedingt. Darüber hinaus lässt sich beobachten, dass das Bewusstsein für Fehlerkultur und die Notwendigkeit von Fehlermanagement unterschiedlich weit verbreitet ist.

drei Kollegen besprechen eine Grafik auf einem Whiteboard
drei Kollegen besprechen eine Grafik auf einem Whiteboard
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Folgen von falscher/keiner Fehlerkultur

Da es in der Praxis viele Beispiele für einen schlechten Umgang mit Fehlern gibt, wissen Experten auch sehr genau, welche Folgen eine schlechte Fehlerkultur haben kann. So hat eine fehlende konstruktive Fehlerkultur sowohl für den einzelnen Mitarbeiter als auch für das gesamte Unternehmen gravierende Auswirkungen. Zu den häufigsten Konsequenzen eines falschen Umgangs mit Fehlern zählen beispielsweise:

  • Vertuschung von Fehlern vonseiten der Mitarbeiter oder Vorgesetzten
  • Schwächung des Selbstwertgefühls sowie Selbstvertrauens und andere psychische Folgen bei den betroffenen Mitarbeitern
  • Störung des Arbeitsklimas (und infolgedessen eine erhöhte Mitarbeiterfluktuation)
  • Finanzieller Mehraufwand für das Unternehmen
  • Imageschaden

Im Gegensatz dazu trägt eine von Ängsten geprägte Fehlerkultur nicht dazu bei, dass Mitarbeiter keine Fehler machen. Überall, wo Menschen arbeiten, lassen sich Fehler niemals komplett vermeiden. Aber nur, wenn über Fehler offen gesprochen wird, können die Beteiligten daraus lernen. Eine destruktive Suche nach den Verantwortlichen oder Schuldigen wirkt sich hingegen nicht nur auf die Psyche der vermeintlichen oder tatsächlichen Verursacher aus. In einem solchen Umfeld misstrauen Teammitglieder oder Kollegen einander und stehen ständig in Konkurrenz zueinander. Insbesondere wenn zwischen den Kollegen ein Wettbewerb herrscht, spielt die Schuldfrage im Umgang mit Fehlern eine große Rolle. Um das eigene Image zu verbessern, verschweigen die Mitarbeiter ihre eigenen Fehler oder schieben sie anderen Kollegen zu. In einem derartigen Arbeitsumfeld sind Innovationen und das gemeinsame Lernen aus Fehlern nicht möglich.

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Psychologische Sicherheit

Fehlerkultur im Unternehmen steht in engem Zusammenhang mit psychologischer Sicherheit. Psychologische Sicherheit bedeutet, dass sich Mitarbeiter sicher fühlen, selbst wenn ihnen ein Fehler passiert. Sie haben keine Angst vor den Konsequenzen und können darauf vertrauen, dass sie keine Strafen oder negativen Auswirkungen zu befürchten haben, falls sie – trotz aller Sorgfalt – einen Fehler machen. Gleiches gilt für das Infragestellen ihrer Kompetenz. Die Mitarbeiter besitzen also ein starkes Vertrauen zur Führungskraft und zum Kollegium. 

Wenn Sie als Führungskraft eine konstruktive Fehlerkultur etablieren möchten, sollten Sie eine von den folgenden Punkten geprägte Atmosphäre schaffen:

  1. Etablieren Sie eine Gesprächskultur, die von Respekt und Offenheit geprägt ist.
  2. Kommunizieren Sie, dass Fehler kein Versagen, sondern eine Lernmöglichkeit sind.
  3. Laden Sie Ihre Mitarbeiter dazu ein, ihre Meinungen und Ideen frei zu äußern.
  4. Suchen Sie bei Fehlern gemeinsam mit dem verantwortlichen Mitarbeiter nach der Ursache, um zu klären, wie das Problem entstanden ist und suchen Sie gemeinsam nach einer Lösung für die Zukunft.
  5. Bestrafen Sie Mitarbeiter nicht für Fehler, die im guten Glauben gemacht wurden.
  6. Schaffen Sie ein Arbeitsklima, in dem die Mitarbeiter Wertschätzung und Anerkennung erfahren.

Dadurch werden die Mitarbeiter dazu befähigt, ehrliches Feedback zu geben und anzunehmen. Psychologische Sicherheit führt außerdem dazu, dass Kollegen einander öfter um Hilfe bitten und gemeinsam aus Fehlern lernen. Außerdem wirkt sie sich positiv auf eigenverantwortliches Handeln aus.

Psychologische Unsicherheit bezeichnet den gegenteiligen Zustand. In einem Betriebsklima, das durch psychologische Unsicherheit geprägt ist, kann sich demnach keine gesunde Fehlerkultur entwickeln.

zwei lächelnde junge Männer in einer Produktionshalle
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Arten von Fehlern und ihre Ursachen

Das Fehlermanagement unterscheidet je nach Ursache des konkreten Fehlers zwischen verschiedenen Fehlerarten. Am häufigsten tauchen die folgenden Arten von Fehlern im Arbeitsalltag auf:

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Chancen von positiver Fehlerkultur

Der positive Umgang mit Fehler ist ein Element einer positiven Führungskultur. In unterschiedlichen Unternehmen finden sich in Bezug auf das Fehlermanagement Beispiele dafür, wie positive Fehlerkultur als Chance genutzt werden kann. Erfolgsmodelle, insbesondere jene aus dem US-amerikanischen Raum, bieten die Möglichkeit, in Fehlern Chancen zu sehen und positive Fehlerkultur zu erlernen.

Frau lehnt sich in einem gewerblichen Arbeitsumfeld an einen Tisch und schreibt
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Tipps für eine gesunde Fehlerkultur im Unternehmen

Eine gesunde Fehlerkultur lässt sich meist nicht von einem auf den anderen Tag umsetzen. Alle Beteiligten müssen die dafür erforderlichen Einstellungen und Fertigkeiten erst erlernen und zusammen erarbeiten. Dies erfordert, gemeinsame Spielregeln im Arbeitsalltag neu zu verhandeln. Dennoch gibt es einige Tipps, die einen konstruktiven Umgang mit Fehlern im Unternehmen erleichtern. Die wichtigsten Punkte sind:

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Fragen und Antworten

Hier finden Antworten auf Fragen zum Thema Fehlerkultur.

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