Die Vereinten Nationen haben mit den Sustainable Development Goals den Rahmen für das Engagement von Unternehmen für Nachhaltigkeit vorgegeben. Worauf es bei der Umsetzung ankommt, erläutert Carlotta Köster-Brons, Leiterin des Hauptstadtbüros und nationale CSR-Koordinatorin von Randstad Deutschland, im Interview.

Carlotta Köster-Brons, Randstad
Carlotta Köster-Brons, Randstad

Liebe Frau Köster-Brons, die Global Goals Week schafft Aufmerksamkeit für die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen. Vor welchen Herausforderungen steht die internationale Gemeinschaft?

Die 77. Sitzung der UN-Generalversammlung findet in diesem Jahr zu einem besonderen Zeitpunkt statt. Zahlreiche Entwicklungen beeinflussen die Erholung der Weltwirtschaft nach der Pandemie. Geopolitische Spannungen haben gravierende Auswirkungen auf Menschen, Nationen und deren Wirtschaft. Mit den Folgen der Energiekrise haben auch aktuell deutsche Unternehmen und Beschäftigte massiv zu kämpfen. Auf der anderen Seite ist es gerade jetzt  für uns als Mitglieder der globalen Gemeinschaft wichtiger denn je, an einem Strang zu ziehen und an Entwicklungen zu arbeiten, die den Klima- und Umweltschutz sowie den Umstieg auf erneuerbare Energien voranbringen. In diesem Sommer konnten wir alle sehen, wie sich das Klima kontinuierlich verändert. Die Herausforderung, Unternehmen und Arbeitsplätze zu sichern und gleichzeitig den Klimaschutz im Auge zu behalten, ist eine enorm schwierige Aufgabe. Wichtig ist, dass wir diese zwei Aspekte nicht gegeneinander ausspielen, sondern versuchen so gut es geht, die Energieversorgung und den Klimaschutz zu verbessern.

Wie beurteilen Sie die Rolle von Deutschland in Bezug auf das gemeinschaftliche Engagement für Nachhaltigkeit?

In Deutschland stehen wir uns aus meiner Sicht oft selbst im Weg. Die Deutschen nehmen das Thema Klimaschutz wichtig, aber unsere politischen und verwaltungstechnischen Strukturen verhindern auch, dass wir noch nicht so weit sind, wie wir könnten. Der Umbau unserer Energieversorgung wird uns allen eine größere Kompromissfähigkeit abverlangen, und mich ärgern Debatten, die die Veränderungsbereitschaft immer nur bei anderen, aber nicht bei sich selbst suchen. Im größeren Rahmen ist dieses Verhalten gerade auch innerhalb der EU sichtbar - was für einige nachhaltig ist, hat für andere überhaupt nichts mit Nachhaltigkeit zu tun. Aktuell ist es das Wichtigste, dass sich Europa durch die Herausforderungen in der Energieversorgung nicht spalten lässt. Das wäre in der jetzigen Situation das Letzte, was wir gebrauchen können.

Randstad hat sich zu mehreren Nachhaltigkeitszielen der UN verpflichtet. Welche sind das?

Die Sustainable Development Goals (SDGs) sind seit 2015 in den Zielen der Vereinten Nationen für nachhaltige Entwicklung definiert. Als führendes Unternehmen im Bereich der Personaldienstleistungen konzentrieren wir uns bei Randstad auf die Förderung von fünf SDGs. Es ist unser Ziel, eine inklusive und gerechte Bildung zu garantieren und Möglichkeiten des lebenslangen Lernens für alle zu fördern (SDG 4). Wir engagieren uns für die Geschlechtergleichstellung (SDG 5) und streben ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum und produktive Vollbeschäftigung an, um menschenwürdige Arbeit für alle zu ermöglichen(SDG 8). Darüber hinaus setzen wir uns dafür ein, Ungleichheit innerhalb von und zwischen Ländern zu verringern (SDG 10) und ergreifen Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels und seiner Auswirkungen (SDG 13).

Wie geht Randstad diese Nachhaltigkeitsziele konkret an?

Nachhaltigkeit ist ein zentrales Thema für uns. Wir sind überzeugt, dass eine Nachhaltigkeitsstrategie nur dann erfolgreich sein kann, wenn sie auf das Kerngeschäft abgestimmt ist. Als größter Personaldienstleister sehen wir es als unsere gesellschaftliche Verantwortung, Menschen eine sozialversicherungspflichtige Arbeit zu ermöglichen. Hier sind wir auf einem guten Weg, dieses Ziel zu erreichen. Weltweit helfen wir heute schon jährlich zwei Millionen Menschen dabei, den richtigen Job zu finden. Das Thema Gleichstellung ist uns dabei besonders wichtig. Innerhalb unserer Organisation besetzen wir mehr als 50 % unserer Führungspositionen mit Frauen und auch in Zusammenarbeit mit unseren Kunden rückt das Thema Gleichstellung immer mehr in den Fokus. 

Qualifizierung spielt in unserem Tagesgeschäft ebenfalls eine wichtige Rolle. Unsere Consultants in den Niederlassungen helfen unseren Mitarbeitenden dabei, sich beruflich weiterzuentwickeln. Unser Engagement für berufliche Weiterbildung lässt sich an konkreten Zahlen festmachen. 2021 haben wir weltweit Qualifizierungsmaßnahmen mit 6,6 Millionen Lehrstunden angeboten.

In unseren Bemühungen um die Förderung der Inklusion haben wir im Jahr 2021 10.000 Kandidaten mit Behinderungen geholfen, den richtigen Job zu finden. Darüber hinaus engagiert sich Randstad für die Science Based Targets-Initiative mit dem Ziel, bis 2050 einen „Net Zero“ CO2-Fußabdruck zu erreichen – unsere Emissionen also auf Netto-Null zu senken. Das ist das weltweite Ziel unseres internationalen Konzerns. In Deutschland werden wir ambitionierter vorgehen. Wir werden bereits bis 2030 versuchen, diesem Ziel so nahe zu kommen, wie es geht. Unsere Maßnahmen haben wir in unserem aktuelle Nachhaltigkeitsbericht gebündelt. Zudem legen wir viel Wert auf den inhaltlichen Austausch mit externen Partnern und teilen unsere Erfahrungen mit anderen, zum Beispiel mit unserem Whitepaper „Nachhaltige Arbeit“.

Wie können sich Unternehmen für die Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele der UN einsetzen?

Wir haben uns mit Randstad klare Zielvorgaben gesetzt. Solche konkreten Meilensteine sind entscheidend, um unseren Fortschritt transparent zu machen und stetig an uns zu arbeiten. Denn wir sehen uns in unserer Branche in einer Vorreiterrolle. Das bedeutet für uns, dass wir eine Verantwortung haben, besser zu werden und konsequent auf unseren Erfolgen aufzubauen.

Für Unternehmen ist es grundsätzlich wichtig, sich nicht nur über die Ziele, sondern auch über die eigenen Möglichkeiten klar zu werden. Welche Nachhaltigkeitsziele kann das Unternehmen effektiv umsetzen? Ist die Teilnahme an einer Net Zero-Kampagne machbar? Kann das Unternehmen mit gezielten Diversity-Maßnahmen für mehr Gleichberechtigung sorgen? Gibt es eine Strategie, eine Roadmap, die zu den eigenen Möglichkeiten passt? Wichtig ist, dass die Nachhaltigkeitsziele vom gesamten Unternehmen, seiner Führung und Belegschaft getragen und gelebt werden – langfristig wie im täglichen Handeln.

Zur Person
Carlotta Köster-Brons
Carlotta Köster-Brons

Carlotta Köster-Brons

Leiterin des Randstad Hauptstadtbüros

Carlotta Köster-Brons ist Leiterin des Hauptstadtbüros, nationale CSR-Koordinatorin für Randstad Deutschland und Diversity-Expertin. Ihre Aufgabe ist es, mit den verschiedenen Stakeholdern über den umfangreichen Bereich der Personaldienstleistungen in den Dialog zu treten und die Positionen von Randstad im politischen Berlin zu vertreten.