Flexible Arbeitszeitgestaltung vs. Regelarbeitszeit

Mit dem Aufkommen neuer Berufsbilder und Beschäftigungsformen haben sich verschiedene Zeitmodelle für Arbeit entwickelt. Sie unterliegen gesetzlichen Bestimmungen und stellen auch eine Orientierungshilfe für die Arbeitszeitgestaltung innerhalb der Unternehmen dar. 

Der gesellschaftliche Wandel verlangt nach einer leichteren Vereinbarkeit von Arbeit und Privatleben. Könnten deutsche Arbeitnehmer ihre Arbeitsstunden anpassen, dann würden sie laut der Studie „Randstad Arbeitsbarometer 2023” folgende Arbeitszeiten wählen:

  • 32,6% klassische Arbeitsstunden (Montag-Freitag, 9:00 Uhr – 17:00 Uhr)
  • 9,2% klassische Arbeitsstunden (9:00 Uhr – 17:00 Uhr) an anderen Wochentagen (Wochenende)
  • 10,7% Schichtarbeit (Morgenschicht oder Nachtschicht)
  • 5,4% Schichtarbeit (Morgenschicht oder Nachtschicht) aber außerhalb der Arbeitswoche (Wochenende)
  • 2,2% Nachtschicht
  • 1,3% Nachtschicht außerhalb der Arbeitswoche (Wochenende)
  • 36,1% eine reduzierte Arbeitswoche (4-Tage-Woche)

 

Die Befragung zeigt, dass sich ca. zwei Drittel der Befragten eine von den klassischen Arbeitszeiten abweichende Regelung wünschen.

Trotz der Hinwendung in Richtung Arbeitszeitflexibilität sind nicht alle Arten der Arbeitszeitregelung universal anwendbar. Sie sind stark vom jeweiligen Unternehmen, seiner Mitarbeiterstruktur und der Art der Branche abhängig. Hier finden Sie eine Übersicht zu den beliebtesten Arbeitszeitmodellen.

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Arbeitszeitmodelle im Überblick

Arbeitszeitmodelle sind vertragliche Vereinbarungen zwischen Unternehmen und Arbeitskräften. Sie regeln die tägliche, wöchentliche oder jährliche Arbeitszeit. Neben Vollzeit- und Teilzeitbeschäftigungen gibt es noch eine Reihe anderer Muster zur Einteilung der Arbeitszeit. Dazu gehören etwa die Gleitzeit und das Jobsharing. Arbeitszeitkonten dienen der Erfassung und dem Überblick über geleistete Arbeitsstunden, was vor allem bei flexiblen Modellen von Vorteil ist. Während Flexibilität in weiten Teilen gut für Arbeitnehmer und Arbeitgeber ist, ist ihre Umsetzung auch mit Herausforderungen verbunden.

Smiling woman with kid on her lap sitting at a the kitchen table with tablet.
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Feste Arbeitszeit

Bei diesem Modell werden die Arbeitszeiten für einen festen Zeitraum im Voraus festgelegt. Das bedeutet, dass der Arbeitnehmer zu den für bestimmte Arbeitstage festgelegten Zeiten arbeiten muss. 

Beispiele für feste Arbeitszeiten:

  • Montag bis Freitag von 9:00 Uhr bis 17:00 Uhr
  • Montag bis Samstag von 8:00 Uhr bis 12:00 Uhr
  • Montag bis Donnerstag von 8:00 Uhr bis 17:00 Uhr, Freitag von 8:00 Uhr bis 15:00 Uhr

 

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Gleitzeit

Arbeitnehmer haben heute das Bedürfnis, Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen. Die Gleitzeit ist eines der Arbeitszeitmodelle, welches diesem Anspruch entgegenkommt. Sie gibt Mitarbeitern die Gelegenheit, sich ihre Arbeitszeit innerhalb eines bestimmten zeitlichen Rahmens selbst einzuteilen. 

Im Wesentlichen unterscheidet man drei Gleitzeitmodelle:

  • Einfache Gleitzeit

Diese Form der Gleitzeit legt die tägliche Anzahl an Arbeitsstunden fest. Geht man beispielsweise von einer wöchentlichen Arbeitszeit von 40 Stunden aus, sind dies täglich acht Stunden. Wann der Arbeitnehmer diese acht Stunden innerhalb eines Arbeitstages leistet, bleibt ihm überlassen. 

  • Gleitzeit mit Kernarbeitszeit

Bei der Gleitzeitvariante mit Kernarbeitszeit besteht ein vorgegebener Zeitrahmen, in dem die Belegschaft einer Arbeitsstätte anwesend sein muss, zum Beispiel Montag bis Freitag von 09:00 bis 15:00 Uhr. Um genügend Spielraum für gleitende Arbeitszeiten zu haben, ist die Kernarbeitszeit kürzer als die reguläre tägliche Arbeitszeit. Der Zeitraum davor und danach ist die Gleitspanne, in der Arbeitnehmer frei entscheiden, wann sie ihre Arbeit beginnen und beenden.

  • Qualifizierte Gleitzeit

Die qualifizierte Gleitzeit gestattet Arbeitnehmern einen ausgesprochen großen Freiraum in der beruflichen Zeiteinteilung. Hier entscheidet der Angestellte selbst über den Beginn und Ende seiner Arbeitszeit und seine täglichen Arbeitsstunden, um seine vereinbarte wöchentliche, monatliche oder jährliche Gesamtarbeitszeit zu erbringen. 

Bei Gleitzeitmodellen ist die Erfassung der Arbeits- und Pausenzeiten und damit das Führen von Arbeitszeitkonten in Unternehmen üblich, zum Beispiel mittels elektronischer Zeiterfassung. Ist dies nicht der Fall, empfiehlt es sich, dass Arbeitnehmer diese Zeiten anderweitig dokumentieren, um so einen Nachweis für etwaige Plusstunden bzw. auch einen Überblick über Minusstunden zu erhalten.

 

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Vertrauensarbeitszeit

Die Vertrauensarbeitszeit, auch „Vertrauensgleitzeit“ genannt, ist eines der flexibelsten Arbeitszeitmodelle. Dabei räumt der Arbeitgeber dem Mitarbeiter die Möglichkeit ein, sich den Beginn und das Ende seiner Arbeitszeit selbstständig einzuteilen. Bei diesem Beschäftigungsmodell tritt die Präsenz am Arbeitsplatz in den Hintergrund, da vielmehr die Fertigstellung von Arbeitsaufträgen Priorität hat. Wann Arbeitnehmer ihre Arbeitsstunden leisten, steht ihnen bei der Vertrauensarbeitszeit frei. Demnach spielt es für den Arbeitgeber keine Rolle, ob seine Mitarbeiter von frühmorgens, spätnachmittags oder abends arbeiten – wichtig ist nur, dass sie ihre Arbeitsaufgaben im vertraglich vereinbarten Maß erfüllen.

Demnach existieren auch in der Regel keine fixen Arbeitszeiten, zu denen das Personal anwesend sein muss. Die rechtlichen Regelungen des Arbeitszeitgesetzes sind wie tarifvertragliche oder innerbetriebliche Vereinbarungen einzuhalten.

Lächelnde Frau im Gespräch mit jemandem
Lächelnde Frau im Gespräch mit jemandem
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Die Lebensarbeitszeit

Das Arbeitszeitmodell der Lebensarbeitszeit fußt auf einem ähnlichen Prinzip wie das Arbeitszeitkonto. Daher spricht man auch von „Lebensarbeitszeitkonten“ oder „Langzeitkonten“. Im Gegensatz zum klassischen Zeitkonto zahlen berufstätige Personen darauf keine Stunden ein, sondern Teile ihres Gehalts. Dieses Geld stammt beispielsweise aus Überstunden, Sonderzahlungen oder nicht beanspruchten Urlaubstagen. Sie verzichten somit freiwillig auf Teile ihres Einkommens. Das Guthaben ihres Langzeitkontos dürfen Angestellte verwenden, um eine längerfristige Entbindung von der Arbeitspflicht zu beantragen oder früher in Rente zu gehen. Mithilfe des Lebensarbeitszeitmodells schaffen sich Erwerbstätige zeitliche Freiräume für folgende Zwecke:

  • Altersteilzeit (vorzeitiger Eintritt in den Ruhestand) 
  • Sabbatical (Langzeiturlaub)
  • verlängerte Eltern- oder Pflegezeit
  • Bildungsmaßnahmen

Im Rahmen der arbeitsfreien Zeit besteht das Arbeitsverhältnis der Mitarbeiter weiterhin und sie haben Anspruch auf Sozialversicherungsleistungen. Dabei erhalten die Mitarbeiter kein reguläres Gehalt, da sie ihr Einkommen aus der Summe ihres angesparten Arbeitszeitguthabens beziehen – allerdings darf die Höhe des Bezugs nicht zu stark vom durchschnittlichen Entgelt des Angestellten abweichen.

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Jobsharing

Beim Jobsharing teilen sich zwei oder mehrere Mitarbeiter eine Arbeitsstelle.  Infolgedessen kommt es zu einer Aufteilung der Arbeitsstundenzahl unter den Beteiligten. Teilen sich etwa zwei Angestellte eine 40-Stunden-Stelle auf, so ergeben sich daraus beispielsweise zwei Teilzeitanstellungen. Das Aufteilungsverhältnis muss dabei allerdings nicht ausgeglichen sein. Es kann daraus auch eine Anstellung in Teilzeit und eine geringfügige Beschäftigung hervorgehen.  

Im Regelfall koordinieren die Arbeitskräfte in diesem Arbeitszeitmodell ihre Stundenanzahl, Verantwortungsbereiche und Aufgaben untereinander. Unter den Angestellten besteht gewöhnlicherweise keine Vertretungspflicht, falls einer von ihnen ausfallen sollte. Dem Arbeitgeber ist es jedoch vorbehalten, diese vertraglich zu verankern. Das Teilen von Arbeitsplätzen ist heute nicht nur auf Mitarbeiterebene üblich, sondern tritt zunehmend im Führungsbereich auf. Der Fachbegriff dafür lautet „Topsharing“ oder “Shared Leadership”.

 

Lesetipp: Jobsharing – eine Position, zwei Köpfe

Zwei Medienprofils teilen sich den Titel Head of Communications. Mehr über ihre Erfahrungen lesen Sie im Interview mit Randstad.

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Moderne Ansätze für Arbeitszeitmodelle

Das gesellschaftliche Bedürfnis nach flexiblen Arbeitszeiten ist heute stärker denn je, da das Pflegen von sozialen Beziehungen sowie die persönliche Verwirklichung einen immer höheren Stellenwert einnehmen. Berufstätige äußern aus diesem Grund zunehmend den Wunsch nach kürzeren Arbeitszeiten und mehr Ruhephasen. Ferner verlangen Faktoren wie die Digitalisierung und die fortschreitende Globalisierung nach neuen Arbeitszeitmodellen. Beispiele dafür sind die 4-Tage-Woche und die 30-Stunden-Woche. Sie verfolgen im Allgemeinen das Ziel einen Beitrag dazu zu leisten, die Lebensqualität von Arbeitnehmern zu erhöhen.

Dienstplanänderungen – was geht und was nicht

In manchen Bereichen ist die Einteilung der Arbeitnehmer in feste Dienst- bzw. Schichtpläne unerlässlich. Hier kann es aus unterschiedlichen Gründen zu kurzfristigen Anpassungen kommen. Erfahren Sie jetzt, was zulässig ist und was nicht. 

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Was familienfreundliche Unternehmen ausmacht

Familienfreundliche Unternehmen verbessern die Möglichkeit, Beruf und Familie zu vereinbaren. Lesen Sie, wie Ihr Betrieb familienfreundlich wird.

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Fragen und Antworten

Hier finden Sie die Antworten zu Fragen rund ums Thema „Arbeitszeitmodelle“.