Probearbeit als Chance

Wer im Vorstellungsgespräch überzeugt, wird anschließend gerne zum Probearbeiten gebeten. So können sich Arbeitgeber von den Stärken des neuen Mitarbeiters überzeugen und feststellen, ob der Kandidat ins Team passt. Für den Bewerber ist die Probearbeit die beste Gelegenheit, mehr über das Unternehmen und den Job zu erfahren. Hält der Arbeitsplatz, was die Stellenausschreibung verspricht? Wie ticken die Kollegen und ist die Stimmung im Team in Ordnung? Außerdem bieten diese Tage die einmalige Chance, den Arbeitgeber von seiner Leistung zu überzeugen. Nicht immer ist der erste Eindruck auch der beste, viele Menschen beeindrucken erst auf den zweiten oder dritten Blick. Was erwarten Arbeitgeber beim Probearbeiten von Ihnen und wie bereiten sich Bewerber auf diese Bewährungsprobe vor? Worauf Sie achten sollten und wie Sie sich am besten präsentieren, verrät Ihnen dieser Artikel. 

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Was ist Probearbeit?

Wenn Bewerber ein paar Stunden zum Probearbeiten bei einem neuen Arbeitgeber hineinschnuppern, besteht noch kein gültiger Arbeitsvertrag. Im Gegensatz zur Probezeit handelt es sich bei den Probestunden lediglich um einen kurzen Zeitraum. Damit ist das Arbeiten auf Probe ein Teil des Bewerbungsprozesses. Es wird auch als „Einfühlungsverhältnis“ bezeichnet. Dieses Arrangement bietet für beide Seiten Vorteile, denn es beinhaltet fürs Erste keinerlei Verpflichtungen. Nicht selten stellen Arbeitgeber oder Arbeitnehmer erst nach einigen Tagen fest, dass sie doch nicht zueinanderpassen oder der Bewerber für die Aufgaben unter- oder überqualifiziert ist.

Gute Möglichkeit für zurückhaltende Menschen

Können sich Kandidaten im Vorstellungsgespräch gut verkaufen, weil sie kommunikationsstark sind und in angespannten Situationen nicht nervös wirken, stehen ihre Chancen auf einen Arbeitsvertrag höher als bei introvertierten Bewerbern. Wollen Arbeitgeber tiefer blicken und den Kandidaten im beruflichen Umfeld erleben und testen, ist ein Probearbeitstag eine ideale Möglichkeit, denn diese Zeit verrät viel mehr über den Bewerber als das Vorstellungsgespräch. Damit können auch zurückhaltende oder schüchterne Menschen ihre Aussichten auf einen Arbeitsvertrag verbessern. 

Probearbeit erfolgt ohne Entgelt

Noch ein Aspekt unterscheidet das Probearbeiten von der Probezeit: Weil noch kein Arbeitsvertrag existiert und diese Tage als Teil der Bewerbung und Vorstellung gelten, erhält der Bewerber kein Gehalt. Bei der Probezeit ist das anders. 

Aufgabenumfang in der Testphase

Wichtig zu wissen: Da Bewerber während des Probearbeitens hauptsächlich mitlaufen und selbst lediglich kleinere Aufgaben übernehmen dürfen, kann der Arbeitgeber die Kandidaten nicht eigenständig arbeiten lassen. So dürfte z. B. ein Immobilienmakler einen Bewerber zur Hausbesichtigung mitnehmen und ihn auch in ein Gespräch mit dem potenziellen Käufer verwickeln – schließlich möchte der Arbeitgeber sein Verhandlungsgeschick und seine Umgangsformen unter echten Bedingungen beobachten und beurteilen. Allerdings darf der Bewerber keine Verträge abschließen oder für die Besichtigung verantwortlich sein. Seine Aufgabe an diesem Tag ist es, dem Kollegen über die Schulter zu schauen und sich dazu passend einzubringen.

ein Mann und eine Frau stehen als Zimmerpersonal in einem Hotelzimmer und lächeln
ein Mann und eine Frau stehen als Zimmerpersonal in einem Hotelzimmer und lächeln
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Vorbereitung auf ein Probearbeiten

Damit Sie einen möglichst positiven Eindruck hinterlassen, sollten Sie sich im Vorfeld auf das Probearbeiten vorbereiten. Denn nun sind Sie einen Schritt weiter. Für das Vorstellungsgespräch gab z. B. ein Blick auf die Webseite die nötigen Informationen über aktuell laufende Projekte preis. Beim Gesprächstermin hatten Sie die Möglichkeit, einen Einblick in den Dresscode der Angestellten und den allgemeinen Umgang zu erhalten. Zur Probearbeit sollten Sie nun weder over- noch underdressed erscheinen.

Beachten Sie die No-Gos beim Probearbeiten: Wer ständig auf das Handy blickt und WhatsApp Nachrichten beantwortet, ungepflegt mit ungewaschenen Haaren oder schmutziger Kleidung in den Betrieb geht, hinterlässt keinen guten Eindruck. Mit anderen Skills können Sie dagegen punkten. 

Skills, mit denen Sie punkten

Respekt und Höflichkeit sind ebenso wichtig wie Hilfsbereitschaft und Engagement. Wer nachfragt, dabei das richtige Gespür für einen guten Zeitpunkt an den Tag legt und sich teamfähig zeigt, qualifiziert sich eher für den Job als jemand, der gelangweilt aus dem Fenster schaut und eine Tasse Kaffee nach der anderen trinkt. Übrigens ist es nicht immer leicht, seine Frage zum richtigen Zeitpunkt zu stellen. Was erwartet der Kollege? Wann stören Nachfragen, wann sind vielleicht sogar Ergänzungen zum Thema angebracht, um eigene Fachkenntnisse unter Beweis zu stellen? Am besten funktioniert das Kennenlernen mit Offenheit. Wer gleich zu Anfang anspricht, ob Zwischenfragen gesammelt werden sollten, um den Fluss nicht zu unterbrechen oder ob sie besser direkt gestellt werden sollten, beweist Einfühlungsvermögen und Rücksichtnahme. 

Lesetipp

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Vorteile von Probearbeit für Arbeitgeber

Die Bewerbung ist ansprechend, das Vorstellungsgespräch verläuft unerwartet schleppend. Nun steht der Personalverantwortliche vor einer schwierigen Entscheidung: Ist der Kandidat einfach nur nervös und könnte trotz des wenig überzeugenden Auftritts der Richtige für die Position sein? Auch ein anderes Szenario ist gar nicht so selten: Die schriftliche Bewerbung überzeugt fachlich nicht vollständig, doch im Vorstellungsgespräch zeigt sich das Potenzial des Kandidaten. Wird er halten, was das Gespräch verspricht? 

Ein Bewerbungsprozess birgt für den Arbeitgeber viele Unsicherheiten. Obwohl Personaler große Erfahrungen in Mitarbeitergesprächen besitzen, lassen sich Qualifikationen oder persönliche Eignung nicht unbedingt innerhalb eines Gesprächs eindeutig klären. Im Ergebnis könnte ein mögliches Talent nicht erkannt werden oder ein charismatischer Kandidat nicht die Leistung erbringen, die von ihm erwartet wird. Kurzum: Bevor der Arbeitsvertrag unterschrieben wird und die Probezeit beginnt, ist das Probearbeiten für Arbeitgeber eine sinnvolle Ausweitung des Bewerbungsprozesses. 

Personaler und Abteilungsverantwortliche haben die Möglichkeit:

  • die Fähigkeiten und Arbeitsweise des Bewerbers kennenzulernen.
  • zu testen, ob der Bewerber zur Unternehmenskultur passt.
  • die Bewerberauswahl zu verbessern und das Risiko für Fehlentscheidungen zu minimieren.

Sofern sich Arbeitgeber zwischen mehreren Bewerbern entscheiden können, dient das Probearbeiten dazu, die bestmögliche Wahl zu treffen. Überzeugen die Bewerber im Bewerbungsverfahren nicht vollständig, könnte ein guter Eindruck im zukünftigen Team das Blatt wenden. Ganz nebenbei können Arbeitgeber nach dem Probearbeiten auch darauf vertrauen, dass Bewerber wissen, was auf sie zukommt und ein realistisches Bild vom neuen Job bekommen. Damit investieren Kollegen und Unternehmen den Aufwand für die Einarbeitung nicht in neue Kollegen, die während der Probezeit von sich aus wieder gehen, weil sie etwas anderes erwartet hatten. 

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Vorteile von Probearbeit für Arbeitnehmer

Der Job klingt einfach perfekt, vielleicht sogar zu perfekt? Wer jemanden kennt, der bei seinem Wunscharbeitgeber beschäftigt ist, kann sich Insiderwissen einholen. Doch da das eher die Ausnahme ist, müssen Bewerber im Vorstellungsgespräch herausfinden, ob die Unternehmenswerte von der Homepage tatsächlich gelebt werden oder nur eine Alibifunktion haben.

Damit aus dem Traumjob kein Albtraum wird, nutzen Bewerber während der Probearbeit die folgenden Möglichkeiten: 

  • Die Eignung für Stelle und zur Unternehmenskultur testen: Wie sozial und arbeitnehmerfreundlich ist der Arbeitgeber wirklich? Wird  Eltern z. B.  Gleitzeit oder Homeoffice angeboten, müssen sich junge Mütter oder Väter auf die Verbindlichkeit verlassen können und nicht später feststellen, dass dieses Angebot nur außerhalb der Ferien- und Vertretungszeit oder nur für einen begrenzten Zeitraum gilt.
  • Die Arbeitsaufgaben und Erwartungen verstehen: Welche Tätigkeiten warten tatsächlich auf den Kandidaten? Wird er sich langweilen oder stellt sich die Frage, ob er die geforderten Aufgaben erfüllen kann? Das wäre im Übrigen kein zwingender Grund, den Arbeitsplatz abzulehnen, sondern könnte auch die Frage nach sinnvoller Fortbildung auslösen. 
  • Das Unternehmen und das Arbeitsumfeld kennenlernen:  Sieht der Personalchef das Aufgabenspektrum zu entspannt oder ist die Abteilung chronisch unterbesetzt und Überstunden sind an der Tagesordnung? Das ist für Bewerber hilfreich zu wissen, bevor sie den Arbeitsvertrag unterzeichnen und sich möglicherweise gegen ein ähnliches Angebot bei einem anderen Arbeitgeber entscheiden. Wer in ein konkretes Projekt hineinschnuppern kann und die neuen Kollegen in Aktion erlebt, der kann besser beurteilen, ob er sich morgens mit gutem Gefühl an den Schreibtisch setzen könnte. 
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Risiken und Nachteile von Probearbeit

Bei allen Vorteilen, die Probearbeit für Bewerber und Arbeitgeber mit sich bringen, beinhaltet das Konzept einige Risiken.

Wenn ein Bewerber zum ersten Mal zum Probearbeiten gebeten wird, stellen sich viele Fragen. Wie viele Tage darf das Unternehmen einen Kandidaten zum Kennenlernen einladen und mitarbeiten lassen? Ist der Bewerber während der Zeit versichert und zahlt der potenzielle Arbeitgeber ein Gehalt oder eine Aufwandsentschädigung? Der Grat zur Arbeitsausbeutung ist schmal, wenn die Zeit des Probearbeitens so großzügig gewählt wird, dass der Kandidat mögliche Ausfälle von Kollegen auffängt und einspringt. Dafür ist das Einfühlungsverhältnis nicht gedacht. Demzufolge existiert kein verbindlicher Zeitraum, stattdessen ist eine Spanne von wenigen Stunden bis einem Tag empfehlenswert. Wenn das Probearbeiten über diesen Zeitraum hinausgeht, könnte sich ein versehentliches Arbeitsverhältnis ergeben. Dazu müssen allerdings gleich mehrere Faktoren erfüllt werden, nur eine außergewöhnlich lange Zeit reicht nicht aus.

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Rechtliche Aspekte von Probearbeit

Auch wenn Probearbeiten im eigentlichen Sinne zum Bewerbungsprozess gehört, müssen sich Bewerber und Unternehmen tiefer mit rechtlichen Bedingungen beschäftigen. 

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Probearbeiten oder doch lieber Probezeit?

Was ist nun effektiver: Probearbeiten oder Probezeit? Während die Probearbeit auf eine kurze Zeitspanne begrenzt ist und eher ein Schnuppern oder „Über-die-Schulter-Blicken“ darstellt, können Mitarbeiter während der Probezeit aktiv werden und wirklich beweisen, was in ihnen steckt. Reale Ergebnisse und Arbeitsproben werden in der Probezeit erarbeitet, dafür sind einige Stunden oder wenige Tage nicht geeignet. Welches Konzept im Einzelfall sinnvoller ist, hängt von der Sicherheit und den Optionen ab. Probearbeit ist eine sinnvolle Ergänzung, wenn Arbeitgeber oder Bewerber eine Entscheidungshilfe benötigen, die für oder gegen den Arbeitsvertrag sprechen. Stehen weitere Kandidaten zur Wahl, oder im Falle des Bewerbers andere Jobangebote, dann ist die Probearbeit eine sinnvolle Ergänzung zum Vorstellungsgespräch. Sind keine oder kaum Alternativen vorhanden, können Bewerber während der deutlich längeren Probezeit besser feststellen, ob ihnen die Aufgaben liegen und das Team gefällt. Dann fällt die finale Entscheidung während oder nach der Probezeit. 

Arbeitsproben im Bewerbungsverfahren

In einigen Berufen ist es üblich, dass bereits im Bewerbungsverfahren Arbeitsproben von Ihnen angefordert werden, z. B. Werkstücke im Handwerk oder Publikationen in wissenschaftlichen Berufen. Sie sind Beweise für bisher erbrachte berufliche Leistungen. Lesen Sie, worauf Sie bei Arbeitsproben achten sollten. 

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Fragen und Antworten

Hier finden Sie häufig gestellte Fragen zum Thema „Probearbeten“: 

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