Die Bedeutung von Glaubenssätzen für unser Wohlbefinden

Glaubenssätze sind der Hintergrund, vor dem das Gehirn Ähnliches zu Ähnlichem sortiert. Was zunächst sinnvoll und hilfreich erscheint, hat jedoch einen Haken: Das Gehirn unterscheidet nicht, ob so entstandene Überzeugungen wahr oder falsch sind. Es speichert sie völlig wertneutral. Doch Glaubenssätze entscheiden darüber, wie Menschen über sich und andere denken. Ihre Gedanken steuern wiederum, wie diese Menschen sich fühlen. Erzeugen falsche Glaubenssätze negative Gedanken und unangenehme Gefühle oder gar Ängste, ist es Zeit, etwas dagegen zu unternehmen. Falsche Glaubenssätze lassen sich mithilfe verschiedener Techniken überwinden.

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Was sind Glaubenssätze und wie entstehen sie?

Glaubenssätze sind Überzeugungen und Annahmen, die wir über uns selbst, andere Menschen und die Welt um uns herum haben. Sie entstehen aus frühen Lebenserfahrungen, den Meinungen und Überzeugungen von wichtigen Bezugspersonen sowie aus kulturellen und gesellschaftlichen Einflüssen. Glaubenssätze können positive oder negative Auswirkungen auf unser Selbstbild, unser Verhalten und unsere Beziehungen zu anderen haben.

Sie sind im Unterbewusstsein eines Menschen verankert und wirken dort wie ein Filter, durch den derjenige die Welt so wahrnimmt, dass sich seine unbewussten Überzeugungen stets bestätigen. So quittieren Glaubenssätze nicht selten sogar Misserfolge mit einem zufriedenen „Ich habe es doch gleich gewusst, dass ich das nicht schaffe.“

Den meisten Menschen sind ihre Glaubenssätze nicht bewusst und im Fall positiver Glaubenssätze besteht auch keine Notwendigkeit, daran etwas zu ändern. Anders verhält es sich mit negativen Glaubenssätzen, die einen limitieren und positive Entwicklungen verhindern. Um sie erfolgreich zu überwinden, muss man sie zuerst erkennen. Es lohnt sich, einmal in Ruhe darüber nachzudenken, mit welchen Augen man die Welt und sich selbst sieht. Regelmäßig wiederkehrende Probleme können auf Verhaltensmuster hinweisen, hinter denen oft unbewusste Glaubenssätze stecken.

Eine Mutter die mit ihren Kindern malt.
Eine Mutter die mit ihren Kindern malt.
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Warum gute Glaubenssätze wichtig sind für unsere psychische Gesundheit

Positive Glaubenssätze haben auf verschiedenen Wegen positiven Einfluss auf die psychische Gesundheit. Positive Glaubenssätze reduzieren Stress und Anspannung, indem sie eine optimistischere Sichtweise auf Herausforderungen und Schwierigkeiten bieten. So wächst das Selbstvertrauen und Menschen gehen heikle Aufgaben mit der Überzeugung an, dass sie das schon irgendwie schaffen werden. Gelingt das tatsächlich, erleben sie sich als selbstwirksam, was den Effekt positiv verstärkt.

Positive Glaubenssätze erzeugen außerdem größere emotionale Stabilität, weil sie negative Emotionen und Gedanken reduzieren und das Gefühl von Zufriedenheit und Glück erhöhen. Zusätzlich steigern positive Glaubenssätze die Resilienz (emotionale Widerstandskraft) und helfen damit, Herausforderungen und Rückschläge besser zu meistern.

Ein allgemein bekanntes Beispiel für die Wirksamkeit positiver Glaubenssätze ist der Placebo-Effekt aus der Medizin. Demnach erlebt eine Person, die glaubt, dass ein Placebo-Medikament ihr hilft, körperliche oder emotionale Besserung. Das gilt auch dann, wenn das eingenommene Medikament tatsächlich keinerlei aktive Wirkstoffe enthält. Das liegt daran, dass die positive Erwartung einer Verbesserung das Gehirn dazu anregt, körpereigene Schmerzreduzierungssysteme zu aktivieren oder dass eine positive Grundhaltung schlicht die emotionale Reaktion auf Schmerzen verbessert und als Linderung empfunden wird.

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Folgen negativer Glaubenssätze

Ganz allgemein führen negative Glaubenssätze zu Einschränkungen. Sie schwächen das Selbstvertrauen Betroffener, die daraufhin entmutigt reagieren und Herausforderungen eher vermeiden. Bezogen auf das Berufsleben bedeutet das beispielsweise, dass jemand sich nicht auf eine Stelle bewirbt, für die er eigentlich qualifiziert wäre. Limitierende Glaubenssätze sind häufig der Grund für fehlende Motivation. Wer von vornherein glaubt, einer Aufgabe nicht gewachsen zu sein, hat wenig Grund, sich engagiert auf eine Arbeit zu stürzen.

Negative Glaubenssätze belasten außerdem die sozialen Beziehungen. Am Arbeitsplatz erschweren sie den Umgang mit Kollegen und Vorgesetzten. Fehlendes Selbstvertrauen kreiert eine große Angst, Fehler zu machen und Kritik zu ernten. In der Folge stellt sich Perfektionismus ein, dem Betroffene selbst nicht gewachsen sind und der ihr Umfeld manchmal zusätzlich belasten kann. 

Selbsterfüllende Prophezeiung

Eine selbsterfüllende Prophezeiung, auch self-fulfilling prophecy, ist eine Vorhersage, die jemand trifft und die er aufgrund seiner Erwartungen selbst herbeiführt.

Beispiel: Ein Mitarbeiter glaubt, dass sein Vorgesetzter ihn nicht mag und ihm deshalb keine wichtigen Projekte anvertraut. Aus diesem Grund beginnt er, sich im Arbeitsalltag zurückzuhalten und weniger Engagement zu zeigen. Das mangelnde Engagement wiederum wird von seinem Vorgesetzten als Desinteresse und mangelnde Qualifikation interpretiert, weshalb dieser ihm tatsächlich weniger wichtige Projekte überträgt. Dadurch fühlt sich der Mitarbeiter in seiner Annahme, sein Vorgesetzter würde ihn nicht mögen, bestätigt. Die selbsterfüllende Prophezeiung hat sich nur durch das eigene Handeln vollständig realisiert, was Betroffene nur selten selbst erkennen können.

Eine Frau sieht ihren Kollegen zu
Eine Frau sieht ihren Kollegen zu
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Die Datenautobahn – positiv oder negativ

Ein anschauliches Bild, um das Entstehen von Glaubenssätzen zu veranschaulichen, ist die sogenannte Datenautobahn. Glaubenssätze geraten schleichend in das Unterbewusstsein. Eine Information, die jemand einmal hört oder liest, geht wieder verloren, wenn sie nicht durch Wiederholungen verstärkt wird.

Informationen, die öfter auftauchen, führt das Gehirn zusammen und so entsteht gleichsam ein erster schmaler Trampelpfad für die entsprechenden Mitteilungen. Je häufiger ein Mensch bestimmte Informationen erhält und verarbeitet, umso besser baut das Gehirn den Weg für diese Art von Nachrichten aus. Am Ende führt eine gut ausgebaute „Autobahn“ die Daten in schnellem Tempo an ihren Speicherort, wo sie zu festen Überzeugungen werden.

Dieser Ablauf gilt für alle Informationen und Überzeugen. So entstehen positive und negative Glaubenssätze. Je besser und breiter die Autobahn ausgebaut ist, umso schneller gelangen als passend erkannte „Daten“ zu den jeweiligen Glaubenssätzen, die sich auf diese Weise immer wieder bestätigen und fester verankern.

Um negative Glaubenssätze zu überwinden, muss die Autobahn umgebaut werden. Das geschieht auf dem gleichen Weg, nämlich indem man neue, positive Informationen in das Gehirn schleust und so oft wiederholt, bis aus dem neuen Trampelpfad wieder eine Datenautobahn wird. Dieses Mal führt sie allerdings zu einem positiven Glaubenssatz.

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Methoden

Es gibt verschiedene Methoden, an seinem Unterbewusstsein zu arbeiten, um falsche Glaubenssätze und irrationale Ängste zu überwinden. In beruflichen Zusammenhängen sind die folgenden Methoden besonders gebräuchlich:

Eine Gruppe Menschen spielt Tischtennis
Eine Gruppe Menschen spielt Tischtennis
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Konkrete Beispiele aus dem Arbeitsalltag

Im Arbeitsalltag spielen neben den allgemeinen persönlichen Glaubenssätzen eine Reihe von spezifischen Glaubenssätzen eine wichtige Rolle. Je nach Ausprägung können sie durchaus für Erfolge und Niederlagen verantwortlich sein. Nicht allen gängigen Überzeugungen über das Berufsleben ist auf den ersten Blick anzusehen, ob sie positiv oder negativ wirken. 

Weit verbreitet sind unter anderem diese:

Falsche Glaubenssätze können zu Neid und Missgunst führen. Neid entsteht immer dann, wenn jemand sich mit anderen vergleicht und dabei zu dem Schluss kommt, dass er sich in einer weniger erstrebenswerten Position befindet. Erfahren Sie mehr über die Auslöser von Neid am Arbeitsplatz und wie Sie professionell damit umgehen.

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Fragen und Antworten

Hier finden Sie die Antworten auf die am häufigsten gestellten Fragen.

persons with developmental disabilities in the workplace
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