Aktives Zuhören will gelernt sein

Viele Menschen erzählen gerne. Der Chef informiert das Team über aktuelle Aufgaben, die Kollegen erzählen am Montagmorgen von den Erlebnissen am Wochenende und bereits Schulkinder wispern sich unter den strengen Blicken ihrer Lehrer Geheimnisse zu. Wer Interesse an den Erlebnissen und Meinungen anderer Menschen zeigt, wirkt emphatisch. Ob jemand aktiv zuhört oder nur abwesend nickt, nehmen Gesprächspartner wahr und registrieren schnell, wie aufgeschlossen der andere wirklich ist. Warum hören die wenigsten Menschen aktiv zu und warten stattdessen nur auf das nächste Atemholen, um selbst zu erzählen, das Gesagte zu kommentieren oder sich einfach dem nächsten Thema zuzuwenden? Und das, obwohl aktives Zuhören viele Vorteile hat. Welche das sind und wie sich die Kunst des aktiven Zuhörens im Handumdrehen lernen lässt, lesen Sie auf dieser Seite.

 

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Was genau ist aktives Zuhören?

Etwas einfach zu hören oder dem Gesagten aktiv zuzuhören, sind grundverschiedene Verhaltensweisen im Gespräch. Etwas hören ist zunächst lediglich eine akustische Wahrnehmung, die nicht zwangsläufig eine Reaktion erfordert. Aktives Zuhören bedeutet nicht nur akustisch wahrzunehmen, was der andere sagt, sondern wirklich zu verstehen, was der andere vermitteln will, also vor allem, zwischen den Zeilen zu lesen. Wer aktiv zuhört, der gibt dem anderen ein gutes Gefühl und spiegelt Wertschätzung und Aufmerksamkeit wider. Ein aktiver Zuhörer lässt viele Reaktionen erkennen, doch eines wird er niemals tun: den Gesprächspartner unterbrechen, um selbst zu erzählen. Denn das stünde dem aktiven Zuhören entgegen, welches davon geprägt ist, sich in Geduld zu üben und sich selbst daran zu erinnern, nicht zu sprechen, sondern genau hinzuhören bzw. zuzuhören. Es geht beim aktiven Zuhören also darum, nicht dem Pseudo-Zuhören zu verfallen, sondern die Gefühle und das Empfinden des Gegenübers wahrzunehmen. Ziel des aktiven Zuhörens ist eine klarere Kommunikation ohne Missverständnisse und die Verbesserung von zwischenmenschlichen Beziehungen.

Zwei Männer mit Laptops am Tisch sitzend in einer Unterhaltung
Zwei Männer mit Laptops am Tisch sitzend in einer Unterhaltung
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Die sieben Stufen des Zuhörens

Um zwischenmenschliche Beziehungen zu anderen Menschen zu verbessern oder erfolgreiche Verhandlungen zu führen, braucht man ein Grundverständnis für den Gesprächspartner und dessen Bedürfnisse. Je besser Menschen einander zuhören, desto optimaler die Ergebnisse, keine Frage. Bevor man jedoch aktiv zuhören kann, muss man verstehen, wie man selbst zuhört. Zuhören lässt sich grundsätzlich in sieben Stufen einteilen:

Aktiv oder passiv – die Unterschiede beim Zuhören

Die ersten vier Stufen des Zuhörens fallen in den passiven Bereich. Wer sich dem Gegenüber nicht öffnet und nach dem Gespräch nicht weiß, was dem anderen wichtig ist, der war nur passiv beteiligt. Die Person war dann körperlich anwesend, aber mit den Gedanken bei anderen Themen. Im Gegensatz dazu sind die drei Stufen des aktiven Zuhörens davon geprägt, dass der Gesprächspartner seine Aufmerksamkeit auf den anderen richtet und die Inhalte bewusst wahrnehmen will.

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So geht aktives Zuhören

Aktives Zuhören ist erlernbar! Wer sich aus dem passiven Verhalten lösen und ganz bewusst in eine offene Kommunikation gehen möchte, kann das mit einigen Übungen trainieren. 

Zunächst ist die eigene Grundhaltung für das Gespräch sehr wichtig. Aktives Zuhören gelingt nur dann, wenn Sie ehrliches Interesse haben, die Person und seine Gefühle wahrnehmen und akzeptieren sowie wertfrei zuhören. Nehmen Sie sich außerdem ausreichend Zeit. Verzichten Sie darauf, ungefragt Ratschläge zu erteilen, Anekdoten aus Ihrem eigenen Alltag zu erzählen und das Gesagte zu bewerten.

Man unterscheidet zwei Formen des aktiven Zuhörens, verbal und nonverbal. Beide sind für ein Gelingen der Kommunikation gleichermaßen wichtig.

Nonverbales aktives Zuhören

Nonverbale Signale sind alle Ausdrucksformen, die über das Gesprochene hinausgehen, z. B. Mimik und Gestik, Körpersprache, Tonfall der Stimme, Kleidung, Interaktion mit der Umgebung etc.

Nonverbale Signale zeigen bereits, dass man dem Gesprächspartner zuhört, ohne dies auszusprechen. Wenn Sie aktiv zuhören möchten, zeigen Sie folgende nonverbale Kommunikation:

  • Offene Körperhaltung
  • Augenkontakt
  • Den anderen ausreden lassen
  • Zustimmendes Nicken
  • Störendes/Ablenkendes beiseite lassen (z. B. Smartphone, Unterlagen, Computerbildschirm etc.)

Verbales aktives Zuhören

Zeigen Sie nonverbal, dass Sie Ihrem Gesprächspartner aufmerksam zuhören, besitzt das Gespräch bereits eine gute Basis. Daneben gibt es eine Reihe von verbalen Techniken:

Beispiel: 

Ihr Kollege äußert: „Der Chef sagt, ich soll das bis morgen erledigen, sonst gibt es Stress mit der Rechtsabteilung, das fehlt mir noch.“

Nehmen Sie sich nach dem Gespräch die Zeit, sich selbst und Ihre Gesprächsführung zu analysieren. Was lief gut? Welche Missverständnisse konnten vermieden werden und wo sehen Sie das Potenzial für Verbesserungen? Indem Sie sich auch weiterhin im aktiven Zuhören üben und sich bewusst reflektieren, verbessern Sie Ihre Kommunikationsfähigkeiten stetig.

Aktives Zuhören und Empathie gehen Hand in Hand

Aktiv zuhören und Einfühlungsvermögen zeigen bedingt einander. Lesen Sie, was man unter Empathie versteht, für welche Berufe sie besonders wichtig ist und ob man sie erlernen kann.

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Fragen und Antworten

Hier finden Sie Antworten auf Fragen rund ums Thema „Aktives Zuhören im Job“

woman and man having a conversation
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