Übergang von Work-Life-Balance zu Work-Life-Blending

Das Ziel der Work-Life-Balance ist eine Ausgewogenheit zwischen Beruf und Privatleben. Eine gleichmäßige Verteilung beider Bereiche soll ein harmonisches Gleichgewicht schaffen. Allerdings ist diese Trennung in der sich verändernden und digitalisierten Arbeitswelt zunehmend schwierig. In Zeiten von Homeoffice lassen sich die Grenzen weniger klar definieren und stellen Arbeitnehmer vor neue berufliche Herausforderungen. Arbeit lässt sich nun zwar sehr viel individueller und flexibler gestalten, dafür steigen die Erwartungen, was zeitliche Flexibilität, räumliche Mobilität und Anpassungsfähigkeit anbelangt. Diesen veränderten Entwicklungen und Arbeitsweisen hat sich das Konzept des Work-Life-Blendings angepasst. Beides haben eines gemeinsam: Sie betonen die Bedeutung von Ausgewogenheit, Abgrenzung und Erholungsphasen, um Stress, Überforderung und gesundheitliche Probleme zu vermeiden.

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Work-Life-Balance – Definition & Ursprung

Was ist Work-Life-Balance? Der Begriff Work-Life-Balance beschreibt laut Definition einen Zustand in der Arbeitswelt, in dem das Arbeitsleben und das Privatleben miteinander im Einklang stehen. Der Begriff stammt aus dem Englischen und setzt sich aus den drei Wörtern Arbeit (work), Leben (life) und Gleichgewicht (balance) zusammen. Work-Life-Balance trennt strikt zwischen beruflichem Engagement, privaten Angelegenheiten und Phasen der Erholung. Insbesondere im Hinblick auf zunehmende berufliche Anforderungen und damit verbundene Krankheitsprävention hat die Thematik in den letzten Jahrzehnten mehr und mehr an Bedeutung gewonnen. Der Ursprung des Konzepts reicht zurück ins Amerika der Achtzigerjahre. Rund zehn Jahre später sollte der Work-Life-Balance-Trend auch Deutschland erreichen und dort die Vereinbarkeit von Beruf und Familie für Frauen ermöglichen. Heute unterscheidet eine ausgewogene Work-Life-Balance nicht mehr und berücksichtigt alle Beschäftigten gleichermaßen.

Work-Life-Balance geht davon aus, dass Arbeitnehmer mit einem achtstündigen Arbeitstag und zwei Stunden für Hin- und Rückfahrt nahezu die Hälfte ihres Tages in die Arbeit investieren. Nach acht Stunden Schlaf bleiben gerade einmal sechs Stunden für Familie, Freunde und Freizeit. Eine vergleichsweise kurze und sehr wertvolle Zeitspanne, die nicht selten von geschäftlichen Telefonaten, E-Mails oder Gedanken an die Termine des nächsten Tages unterbrochen wird. Im Umkehrschluss bedeutet dies aber auch, dass für ein erfolgreiches Berufsleben häufig private Belange zurückgestellt werden müssen.

An dieser Stelle setzt die Idee der Work-Life-Balance mit all ihren Vor- und Nachteilen an. Denn wer in seiner Freizeit dienstliche Angelegenheiten zurückschraubt und sich ausschließlich auf das eigene Privatleben konzentriert, ist zufriedener und ausgeglichener. Insofern schützt das Konzept der Work-Life-Balance nicht bloß den Arbeitnehmer, vielmehr profitiert auch der Arbeitgeber von leistungsfähigen und kreativen Mitarbeitern. Win-win – so zumindest die Theorie.

Lächelnde Frau in einem Hängekorb.
Lächelnde Frau in einem Hängekorb.
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Auswirkungen einer schlechten Work-Life-Balance

Gerät die Work-Life-Balance aus dem Gleichgewicht, bedeutet dies, dass entweder der Joballtag oder das Privatleben darunter leiden. Auslöser ist zumeist die Tatsache, dass einer der beiden Bereiche zu viel Energie schluckt und den anderen Bereich in Mitleidenschaft zieht. Oft haben die Menschen dann das Gefühl, dass ihr Leben von der Arbeit beherrscht wird und nicht genügend Zeit bleibt für Menschen und Aktivitäten, die ihnen wichtig sind. 

In der Folge können sich private Probleme, Unzufriedenheit und Überforderung einstellen, häufig begleitet von den folgenden Symptomen:

  • Gereiztheit
  • Andauernde Kopf-, Nacken- und Rückenschmerzen
  • Schlafstörungen und daraus resultierende chronische Müdigkeit
  • Hautirritationen und Muskelzuckungen
  • Psychische Probleme bis hin zu Depressionen und Burnout
  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen
  • Sinkende Leistungsfähigkeit
  • Vernachlässigung sozialer Kontakte

Das Burn-out-Syndrom gilt als klassisches Symptom einer fehlenden Work-Life-Balance. Auf dem Weg dorthin merken die Betroffenen oft gar nicht, wie schlecht es ihnen und ihrer Gesundheit durch die Dauerbelastung bereits geht. Erkennen Kollegen, Familienmitglieder und Freunde die Problematik, sollten sie nicht zögern, den Betroffenen anzusprechen. Wer sich tagtäglich vor dem Gang zur Arbeit fürchtet, ist weit entfernt von einer ausgewogenen Work-Life-Balance. Denn neben Stress am Arbeitsplatz, Druck und ständiger Erreichbarkeit können sich unzufriedenstellende Aufgaben, ein schlechtes Arbeitsklima sowie ein unkollegialer Umgang untereinander ebenfalls negativ auf das Wohlbefinden auswirken. Im schlimmsten Fall steht am Ende die absolute körperliche, emotionale und geistige Erschöpfung: der Burn-out.

Beförderung ablehnen?

Ihnen wird eine Beförderung angeboten, die Sie aus Sorge um eine schlechte Work-Life-Balance nicht möchten? Lesen Sie, wie Sie eine Beförderung ablehnen, ohne Nachteile zu riskieren. 

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Wie sich Work-Life-Balance im beruflichen Alltag realisieren lässt

Angesichts der Bedeutung einer ausgewogenen Balance zwischen Beruf und Privatleben ist es entscheidend zu wissen, wie man dazu beitragen kann, das Konzept gut umzusetzen.

Mann im Gespräch mit einer Kellnerin im Restaurant.
Mann im Gespräch mit einer Kellnerin im Restaurant.
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Work-Life-Balance – ein überholtes Konzept?

Die Idee von einer idealen Work-Life-Balance erweckt den Anschein eines erfüllten Lebens. Berufsleben und Freizeit sind strikt voneinander getrennt. Wer mit beiden Lebensbereichen im Reinen ist, führt ein zufriedenes Leben, ist kreativ und leistungsfähig. Der Theorie nach ist eine solch klare Trennung deshalb notwendig, weil durch moderne Technologien und veränderte Arbeitszeitmodelle eine klare Abgrenzung nicht mehr gegeben ist. Wenn durch permanente Erreichbarkeit und Arbeit nach Dienstschluss beide Bereiche verwischen, ist ein klarer Schnitt für eine ausgewogene Work-Life-Balance unumgänglich. Auf diese Weise bleiben Leistungsfähigkeit, Flexibilität und ein gesundes Arbeitsklima gewahrt.

Kritik am Begriff der Work-Life-Balance

Soweit die Theorie, doch das Konzept der Work-Life-Balance hat einen entscheidenden Nachteil: Wer betrachtet heute noch seine Arbeit als Gegenstück zum Leben? Arbeit ist vielmehr ein wichtiger Teil, durch den der Mensch seine Familie ernährt, seinen Lebensstandard finanziert und über den er sich selbst definiert. Arbeit bedeutet verlässliche Routine, Zusammenarbeit mit Kollegen sowie Anerkennung und Bestätigung dafür, dass wir etwas Nützliches und Sinnvolles tun. Auch eine Reduzierung auf nur zwei Lebensbereiche scheint längst überholt. Schließlich sind auch Partnerschaft, Familie, Hobby und Gesundheit eng miteinander verzahnt, greifen ineinander über und wollen in Einklang gebracht werden. Deshalb steht der Begriff Work-Life-Balance häufig in der Kritik.

Inzwischen verwischen die Linien zwischen Berufs- und Privatleben immer mehr. Wer surft nicht auch zwischendrin mal privat im Büro, liest abends geschäftliche E-Mails und hat im Urlaub seinen Laptop dabei? Bleibt die berechtigte Frage, ob nicht eine Integration verschiedener Lebensbereiche zu mehr Ausgeglichenheit führen würde als deren strikte Trennung? Nicht ohne Grund hat sich deshalb seit geraumer Zeit der Begriff Work-Life-Integration mehr und mehr manifestiert. Dabei geht es nicht mehr darum, Arbeit und Freizeit zu trennen, sondern Prioritäten zu setzen und sie effizient zusammenzuführen.

Prioritäten setzen für eine ausgewogene Lebensbalance

Doch ein Problem bleibt nach wie vor: Gewinnt ein Lebensbereich die Oberhand, entsteht ein Ungleichgewicht. Wer über einen längeren Zeitraum hinweg zu viel arbeitet, vernachlässigt den Partner, die Familie und die Gesundheit. Wer dagegen nur noch seinem Hobby nachgeht, wird in den anderen Bereichen an seine Grenzen stoßen. Prioritäten setzen heißt, sich über einen kurzen Zeitraum hauptsächlich auf einen Bereich zu konzentrieren. Hierzu gehört ein großes Projekt im Job ebenso wie die Vorbereitung auf einen sportlichen Wettkampf oder die Betreuung des Nachwuchses.

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Was ist Work-Life-Blending?

Work-Life-Blending, auch als Work-Life-Integration bekannt, ist ein Konzept, bei dem der Übergang zwischen Beruf und Privatleben fließend ist. Das Modell verabschiedet sich von traditionellen Denkmustern, nach denen Arbeit nur im Rahmen von acht Präsenzstunden effektiv sein kann. Neue Technologien und Kommunikationswege haben den klassischen Arbeitsalltag stark verändert. Heute sind Mitarbeiter permanent erreichbar, tauschen sich in der Freizeit mit Kollegen und Geschäftspartnern aus oder checken vor dem Schlafengehen noch kurz die eingegangenen E-Mails. Die Work-Life-Balance musste zwangsläufig einem neuen Begriff weichen.

Von der Work-Life-Balance zur Work-Life-Integration

Im Zuge der Digitalisierung ist die persönliche Anwesenheit der Mitarbeiter vor Ort oft gar nicht mehr notwendig. Für den Arbeitnehmer bietet Homeoffice eine sehr viel flexiblere und individuellere Gestaltung seiner Arbeitswelt, ist doch ein Einklinken in den Arbeitsprozess theoretisch von jedem Ort der Welt aus denkbar. Wer flexibel arbeitet und ohne schlechtes Gewissen seine Arbeit auf später verschieben kann, arbeitet gern und ohne Stress. Die Idee der Work-Life-Integration geht davon aus, dass Unternehmen, die auf die individuellen Bedürfnisse ihrer Mitarbeiter Rücksicht nehmen, mit einer höheren Mitarbeiterproduktivität, Motivation, Vertrauen und langjähriger Mitarbeiterbindung belohnt werden. Die Vereinbarkeit von Mitarbeiterbedürfnissen und Unternehmensinteressen: Dafür steht Work-Life-Integration.

Wie Unternehmen die Work-Life-Integration fördern können? Durch verschiedene Möglichkeiten der Arbeitszeitgestaltung ist das möglich. Hierzu zählen konkret Konzepte wie Coworking Spaces, Gleitzeit, Teilzeitarbeit, Jobsharing, Homeoffice oder Sabbaticals.

Lächelnder Mann, der mit einem Getränk und seinem Laptop an seinem Esstisch sitzt.
Lächelnder Mann, der mit einem Getränk und seinem Laptop an seinem Esstisch sitzt.
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Die Gefahr von Work-Life-Blending

Ihre durch moderne Arbeitszeitmodelle gewonnene Flexibilität bezahlen Arbeitnehmer mit verschiedenen Verpflichtungen. So müssen sie mit Innovationen Schritt halten können, digital vernetzt sein, Meetings zu Hause abhalten und für den Chef erreichbar sein. Wer im Homeoffice arbeitet, muss sich selbst motivieren können, strukturiert sein, Verantwortung übernehmen und seinen Aufgaben zielgerichtet nachkommen.

Nicht jeder ist hierzu gleichermaßen gut in der Lage. Manch ein Arbeitnehmer mag zwischen E-Mails zum Frühstück, Kinder in die Kita bringen, Meetings, Mittagessen, Telefonaten mit den Kollegen, Hausaufgabenbetreuung, Berichterstattung an den Chef und Paketboten an der Haustür eine klare Trennung der Lebensbereiche vermissen. Dass sich Arbeits- und Privatleben oft nicht mehr voneinander trennen lassen, ist ein häufig genannter Kritikpunkt am Arbeitszeitmodell Work-Life-Integration.

Wo zeitliche Flexibilität, räumliche Mobilität und ständige Anpassungsbereitschaft gefordert werden, häufen sich Stress und Überarbeitung. Was, wenn sich das kurze Meeting nach Feierabend über mehrere Stunden erstreckt oder das Handy nach Feierabend oftmals klingelt? Überlastung führt zu schlechten Arbeitsergebnissen, was sich wiederum auf die Zusammenarbeit auswirkt. Erstreckt sich eine solche Belastung über einen längeren Zeitraum, zahlen Betroffene einen hohen Preis. Hierin unterscheiden sich Work-Life-Balance und Work-Life-Integration nicht. Denn in beiden Konzepten geht es darum, vorhandene Ressourcen so zu nutzen, dass sowohl berufliche als auch private Aufgaben ohne Stress bewältigt werden können.

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Fragen und Antworten

Hier finden Sie die Antworten auf die am häufigsten gestellten Fragen.

Ein Mann und eine Frau spielen im Büro Tischtennis.
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