Geschlechterungleichheit ist trotz vieler Fortschritte noch immer ein Thema – auch in Deutschland. Eine dieser Ungleichheiten zwischen Mann und Frau zeigt sich in unterschiedlicher Bezahlung, dem sogenannten Gender Pay Gap. Was das ist und was Unternehmen tun können, um Geschlechterungleichheit in der Bezahlung zu verringern.

Frau mit aufmerksamen Blick
Frau mit aufmerksamen Blick

Die Gender Pay Gap Definition

Was versteht man unter Gender Pay Gap? Mit diesem Begriff wird eine Differenz der durchschnittlichen Gehälter von Frauen im Vergleich zu Männern bezeichnet. Der Begriff Gender Pay Gap bezieht sich dabei auf die Lohnlücke, die zwischen dem Bruttostundenverdienst von weiblichen Mitarbeiterinnen gegenüber ihren männlichen Kollegen auftut. Grundsätzlich unterscheidet man zwischen einem unbereinigten und einem bereinigten Gender Pay Gap.

Unbereinigter Gender Pay Gap

Wenn über den Gender Pay Gap diskutiert wird, geht es häufig um den unbereinigten Gender Pay Gap. In diesen fließen alle Daten zum Durchschnittsverdienst von Frauen und Männern ein, und das über alle Branchen und Positionen hinweg. Das bedeutet: Beim unbereinigten Gender Pay Gap kommt zum Tragen, dass Frauen häufiger in schlechter bezahlten Berufen arbeiten und seltener Führungspositionen besetzen als Männer. Auch, dass Frauen häufiger in Teilzeit arbeiten, fließt in die Berechnung des unbereinigten Gender Pay Gap ein.

Der Gender Pay Gap bereinigt

Wer nun den Gender Pay Gap bereinigt, tut das, indem er die zuvor genannten strukturellen Faktoren herausrechnet. Beim bereinigten Gender Pay Gap werden also nur vergleichbare Positionen und Berufe sowie die gleiche Anzahl an Wochenarbeitsstunden berücksichtigt. Deshalb liegt der Gender Pay Gap bereinigt deutlich unter dem unbereinigten Wert.

Gender Pay Gap: Deutschland holt auf, aber Zahlen bleiben hoch

Die Gender Pay Gap Statistik wird seit dem Jahr 2006 veröffentlicht. Für das Jahr 2022 teilte das Statistische Bundesamt mit, dass der unbereinigte Gender Pay Gap in Deutschland bei 19 % lag. Obwohl der unbereinigte Gender Pay Gap seit seiner ersten Erhebung gesunken ist (2006: 23 %), hat die bereinigte Lohnlücke zuletzt etwas zugenommen. Während Frauen in den Jahren 2020 und 2021 in Deutschland in vergleichbaren Positionen nur 6 % weniger verdienten als Männer, betrug der Gender Pay Gap bereinigt für das Jahr 2022 7 %. Deutschland zählt im Europa-Vergleich zu den Ländern mit den größten Gehaltsunterschieden zwischen den Geschlechtern. Der europäische Durchschnitt beim unbereinigten Gender Pay Gap liegt nämlich nur bei 13 %.

Gender Pay Gap Ursachen

Es gibt mehrere Gründe, warum der Gender Pay Gap existiert. Vor allem bei der unbereinigten Lohnlücke gibt es einige Faktoren, die die Schlechterstellung von Frauen im Beruf bedingen.

1. Berufswahl

Frauen wählen andere Berufe als Männer. Da viele Frauen in Berufen arbeiten, die niedrig bewertet werden – zum Beispiel soziale Tätigkeiten – werden sie schlechter bezahlt. Das liegt nicht daran, dass sie weniger leisten, sondern dass männerdominierte Berufe oft höher bewertet werden als die, in denen Frauen arbeiten. So entsteht schon bei der Berufsbewertung eine strukturelle Abwertung von „Frauenberufen“ – und ein Gender Pay Gap.

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2. Unterbrechungen und Teilzeit

Ein großer Faktor, der beim unbereinigten Gender Pay Gap zum Tragen kommt, ist die Familienplanung. So unterbrechen auch heute noch hauptsächlich Frauen ihre Berufstätigkeit, wenn Kinder geboren werden. Außerdem tragen sie weiterhin den Großteil der Sorgearbeit und Kinderbetreuung und arbeiten deshalb nach der Familiengründung häufiger in Teilzeit- oder Minijobs. Durch fehlende qualifizierte Stellenangebote in Teilzeit können Frauen außerdem oft nicht auf der gleichen Karrierestufe einsteigen, die sie vorher hatten.

3. Führungspositionen

Obwohl sich einige Unternehmen inzwischen fortschrittlich zeigen, sind Spitzenpositionen nach wie vor ungleich besetzt. Der Anteil von Frauen in höheren Führungspositionen ist signifikant geringer als der von Männern.

Das können Unternehmen und Beschäftigte gegen den Gender Pay Gap tun

Es gibt Möglichkeiten, um den unbereinigten und den bereinigten Gender Pay Gap zu reduzieren.

Rahmenbedingungen für Frauen im Unternehmen verbessern

Unternehmen können Rahmenbedingungen dafür schaffen, dass Frauen auch nach der Geburt eines Kindes in der Lage sind, in Teilzeit verantwortungsvolle Positionen zu besetzen. Arbeitgeber sorgen mit Maßnahmen zur Gleichstellung dafür, dass Frauen für Führungspositionen berücksichtigt werden und gezielt weibliche Bewerberinnen ansprechen. Interne Maßnahmen zur Förderung von Frauen tragen dazu bei, dass diese nicht den berühmten „Karriereknick“ erleben, sondern sich in ihrem Beruf weiterentwickeln können. Wenn Frauen der Aufstieg im Unternehmen ermöglicht wird, wirkt das dem unbereinigten Gender Pay Gap entgegen.

Lohntransparenz schaffen

Mit dem Entgelttransparenzgesetz wollte die Politik ein Werkzeug schaffen, um den Gender Pay Gap zu bekämpfen. Doch dieses gilt nur für Betriebe mit mehr als 200 Mitarbeitenden – das bedeutet, dass nur Angestellte dieser größeren Unternehmen einen „individuellen Auskunftsanspruch“ haben. Und: Wer das Gehalt von Kollegen in der gleichen Position wissen will, muss einen Antrag stellen. Deshalb bleibt das Entgelttransparenzgesetz bislang meist wirkungslos, wenn es um Lohnunterschiede zwischen Mann und Frau geht. Dennoch: Unternehmen können selbst tätig werden und die eigenen Gehaltsstrukturen kritisch hinterfragen. Transparente Lohnmodelle, die sich nicht nach Verhandlungsgeschick, sondern nach Erfahrung und Position unabhängig vom Geschlecht staffeln, können zum Abbau des Gender Pay Gap beitragen.

Gender Pay Gap: Gründe strukturell bekämpfen

Die Gründe für Lohnunterschiede zwischen Mann und Frau liegen oft im System: Entweder, weil Frauen aufgrund von Erziehungsverpflichtungen nicht die gleichen Karrierechancen wie Männer bekommen, oder weil Gehaltsstrukturen intransparent gestaltet sind und so für eine Benachteiligung sorgen. Wenn Unternehmen sich zum Ziel setzen, die Teilhabe am Berufsleben auch für Frauen gleichberechtigt zu fördern, gehört eine Bestandsaufnahme der bestehenden Geschlechterungleichheit dazu, um dem sowohl dem unbereinigten als auch dem bereinigten Gender Pay Gap etwas entgegenzusetzen

Lesetipp

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