Als Arbeitnehmer haben Sie die Möglichkeit, ein Zwischenzeugnis anzufordern. Das ist in erster Linie sinnvoll, wenn es zu Veränderungen im Unternehmen oder bei Ihrer Karriere kommt. Es gibt sowohl einfache als auch qualifizierte Zwischenzeugnisse. Bei einem qualifizierten Zwischenzeugnis beurteilt der Arbeitgeber die Leistung des Mitarbeiters. Bei einem einfachen Zwischenzeugnis hingegen beschreibt er lediglich die Tätigkeitsbereiche. Erfahren Sie im Folgenden, wann und warum es sich lohnt, ein Zwischenzeugnis anzufragen. 

Wann sich das Zwischenzeugnis lohnt

Es gibt verschiedene Situationen, in denen Mitarbeiter Arbeitgeber um die Ausstellung eines Zwischenzeugnisses bitten können. 

Zu den häufigsten Fällen zählen:

  • Wechsel von Vorgesetzten
  • Zuteilung eines neuen Tätigkeits- bzw. Verantwortungsbereichs
  • Antritt einer beruflichen Fortbildung
  • Beförderung
  • Degradierung
  • längere Betriebszugehörigkeit
  • längere Abwesenheit durch Elternzeit oder Sabbatical
  • bei einem Eigentümerwechsel
  • bei Absicht auf einen Jobwechsel

Wichtig beim Zwischenzeugnis: Anspruch nach Gesetz haben Sie nicht auf den Erhalt. Man sollte auch bedenken, dass derartige Zeugnisse mitunter Verunsicherung bei Arbeitgebern auslösen. Das Verlangen eines Zeugnisses erweckt den Anschein, man wolle das Unternehmen verlassen. Aus diesem Grund verlangt die Bitte um Ausstellung eines Zwischenzeugnisses viel Fingerspitzengefühl.

Junge Frau mit freundlichem Blick
Junge Frau mit freundlichem Blick

Diplomatie ist alles

Wer nach einem Zwischenzeugnis fragt, geht idealerweise diplomatisch vor. Nicht immer ist es notwendig, den Antrag auf ein derartiges Zeugnis schriftlich einzubringen. Manchmal reicht dafür auch ein persönliches Gespräch mit dem Vorgesetzten aus. In diesem Mitarbeitergespräch erklärt man die Gründe für diese Bitte. Wer nicht zu viel darüber preisgeben will, versucht sein Vorgehen ohne Emotionen zu erklären. Bei einer schriftlichen Anfrage per E-Mail empfiehlt sich am Schluss der ausgedrückte Wunsch auf eine weitere erfolgreiche Zusammenarbeit, um Missverständnissen vorzubeugen.

Wenn Gründe wie ein Vorgesetztenwechsel, die Übernahme des Unternehmens durch einen neuen Eigentümer oder eine Weiterbildung vorliegen, ist keine Scheu bei der Angabe Ihrer Motive angebracht. Auch bei Antritt der Elternzeit oder einem Abteilungswechsel ist das kein Problem. Schwieriger ist es jedoch, wenn ein Jobwechsel die Ursache für die Bitte ist. Im Zweifel kann man die Frage nach einem Zwischenzeugnis auch ohne Begründung stellen und nur erklären, dass man seinen aktuellen Leistungsstand kennen will. 

Bestandteile des Zwischenzeugnisses

Ein Zwischenzeugnis enthält mehrere Punkte. Zu diesen gehören:

  • die Unternehmensdaten
  • die persönlichen Daten des Arbeitnehmers
  • die Beschreibung des Aufgabenbereichs
  • die Dauer der Betriebszugehörigkeit
  • eine Schlussformel

Ein qualifiziertes Zwischenzeugnis enthält zudem eine Leistungsbeurteilung sowie eine Beurteilung des Sozialverhaltens des Mitarbeiters. Außerdem schreiben die Arbeitgeber eine Gesamtbeurteilung. 

Genau wie ein normales Arbeitszeugnis wird das Zwischenzeugnis auf dem offiziellen Geschäftspapier des Unternehmens gedruckt, vom Vorgesetzten bzw. gemäß den internen Unterschriftsregelungen gezeichnet und zur Personalakte genommen. 

Zwischenzeugnis anfordern: Gründe

Die Ausstellung eines Zwischenzeugnisses hat in erster Linie den Sinn, sich seine eigene Leistung von seinen Vorgesetzten bestätigen zu lassen. Dieses Zeugnis ist also eine Bestätigung der Leistungsqualität der Mitarbeiter. Die Beurteilungen dürfen sich danach nicht plötzlich ändern, auch wenn der Mitarbeiter das Unternehmen verlässt und ein offizielles Arbeitszeugnis erhält. Das Zwischenzeugnis ist also eine Art Versicherung für den Arbeitnehmer. 

Ferner stellt ein gutes Zwischenzeugnis auch ein schlagkräftiges Argument für spätere Gehaltsverhandlungen dar. Nicht zuletzt eignet sich ein Zwischenzeugnis auch dazu, sich bei anderen Unternehmen zu bewerben. In diesem Fall sollte die Beantragung des Zeugnisses jedoch sehr vorsichtig und diskret erfolgen, um beim Arbeitgeber keine negativen Vorahnungen zu erzeugen. 

Manchmal hilft die Bitte nach einem Zwischenzeugnis auch, um die Aufmerksamkeit des Vorgesetzten zu erregen. Oftmals führt dies zu einem ausführlichen Gespräch, bei dem man seine Zufriedenheit unterstreichen oder aber dezent auf Verbesserungen hinweisen kann. 

Geheimcode im Zwischenzeugnis

Ähnlich wie bei einem normalen Arbeitszeugnis verfassen Vorgesetzte oder Personaler ein Zwischenzeugnis, indem sie sich einer besonderen Sprache bedienen. Es dürfen keine negativen Formulierungen im Zeugnis stehen. Aus diesem Grund umschreiben Arbeitgeber den jeweiligen Sachverhalt. Dabei entstehen Doppeldeutigkeiten. Diese weisen versteckt auf Kritikpunkte hin. Ein Beispiel dafür wäre: „Frau X kann ihre Fachkenntnisse zum Großteil in der Praxis einsetzen“. Dieser Satz deutet auf eine mangelhafte Leistung des Arbeitnehmers hin. Schlechte Bewertungen offenbaren sich durch Ausdrücke wie „stets bemüht˝, „größtenteils˝ oder „im Großen und Ganzen˝.

Ein positives Beispiel ist: „Frau X setzt ihre vielfältigen und umfangreichen Kenntnisse und Fähigkeiten überzeugend in der Praxis ein˝. Daraus lässt sich ableiten, dass die Arbeit der Arbeitnehmerin sehr gut ist. Gute Zwischenzeugnisse enthalten in den meisten Fällen Wortverbindungen wie „sehr gut˝, „zur vollsten Zufriedenheit˝ oder „überaus gut˝. 

Beurteilungen geben Arbeitgeber für verschiedene Arbeitsbereiche ab. Sie bewerten die Arbeitsweise der Mitarbeiter, den Arbeitserfolg sowie das Sozialverhalten. Das gilt zumindest bei qualifizierten Zwischenzeugnissen und Arbeitszeugnissen.

Formulierungen im Zeugnis verstehen

Gelegentlich muss man zwischen den Zeilen lesen, um ihre wahre Bedeutung zu verstehen. Erfahren Sie mehr über die Grundsätze, die Sprachcodes und die verschiedenen Arten von Arbeitszeugnissen.

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Alternativen

Da Arbeitgeber nicht verpflichtet sind, ein Zwischenzeugnis auszustellen, können sie die Bitte danach auch ablehnen. In diesem Fall kann man auf Alternativlösungen zurückgreifen. 

Als gängige Alternativen gelten:

  • ein Referenzschreiben eines Vorgesetzten
  • eine selbst verfasste Tätigkeitsbeschreibung
  • ein Feedback von anderen Mitarbeitern

Ein Referenzschreiben muss jedoch mit den Kontaktdaten des Ausstellers versehen werden, damit die Angaben nachprüfbar sind. Positive Feedbacks von mehreren Arbeitskollegen in schriftlicher Form bilden ebenfalls eine wertvolle Alternative zu einem Zwischenzeugnis.

Zwischenzeugnis – sinnvoll, oder nicht?

Ein Zwischenzeugnis hält Ihre Leistungen in einem Unternehmen schriftlich fest. Damit haben Sie ein hilfreiches Dokument in der Hand, das sowohl als Selbstbestätigung dient, als auch für spätere Bewerbungen in anderen Unternehmen nützlich ist. Übrigens: Besonders häufig fordern Mitarbeiter ein Zwischenzeugnis in unsicheren Zeiten an. Das trifft beispielsweise bei einem drohenden Stellenabbau oder im Rahmen der Insolvenz eines Unternehmens zu.