„Go with the Flow“. So formulierten es die US-amerikanischen Alternative-Rocker von Queens of the Stone Age Anfang der 2000er in ihrem gleichnamigen Song. Was Sänger Josh Homme so eindringlich besang, können Sie getrost als Aufforderung für Ihren Arbeitsalltag verstehen. Nur: Wie erreichen Sie den legendären Flow am besten? Und lässt er sich überhaupt bewusst herbeiführen? Wir sagen: Ja. Und wir verraten Ihnen, wie es geht.

Was bedeutet Flow?

Wenn Sie sich mental im Flow bewegen, rückt alles andere in den Hintergrund. Sie sind voll und ganz in die momentane Tätigkeit vertieft. Andere Aufgaben oder äußere Eindrücke spielen gerade keine Rolle. Was immer Sie in diesem Zustand höchster Konzentration tun, geht Ihnen mühelos von der Hand. Oft sind Menschen, die aus dem Flow „erwachen“, überrascht, wie produktiv sie waren. Glücksgefühle sind die Folge. Kein Wunder also, dass viele Menschen den Flow-Zustand immer wieder herbeiführen wollen – sei es bei der Arbeit oder in anderen Lebensbereichen. 

Das steckt hinter der Flow-Theorie

Zugegeben: Neu ist die Flow-Theorie nicht. Schon Anfang des 20. Jahrhunderts gab es inhaltlich ähnliche Theorien unter anderen Namen. Mitte der 1970er-Jahre beschrieb der ungarische Psychologieprofessor Mihály Csíkszentmihályi erstmals das „Flow-Erleben“. Er erkannte den regelrechten Rausch der Produktivität, den Menschen bei bestimmten Tätigkeiten erfahren können. Csíkszentmihályi charakterisierte diesen Zustand durch klare Zielvorstellungen, eine besonders hohe Konzentration sowie durch die perfekte Balance zwischen Fähigkeiten und Anforderungen. 

Die Flow-Theorie findet Anwendung in vielen Bereichen, einschließlich der Arbeitspsychologie, der Sportpsychologie und der Kreativitätsforschung. Es wird angenommen, dass die Förderung von Flow-Erlebnissen in der Arbeitsumgebung zu einer höheren Produktivität, Arbeitszufriedenheit und Kreativität führen kann.

Der Flow bei der Arbeit – ein echtes Erlebnis

Viele Menschen beschreiben den Flow als eine Art Rausch voller Glücksgefühle. Kein Wunder: Unser Körper schüttet Endorphine aus, das Herz schlägt gleichmäßiger, die Hautleitfähigkeit steigt, das Zeitgefühl schwindet und die Konzentrationsfähigkeit nimmt zu. Zudem sind die Hirnregionen, in denen Gefühle wie Angst oder Selbstreflexion gesteuert werden, im Flow weniger aktiv. Beste Voraussetzungen also, um ein kreatives Konzept zu schreiben, die aktuellen Geschäftszahlen zu prüfen oder etwas mit den eigenen Händen zu produzieren. Mühelos. Kontrolliert. Erfolgreich. Und vor allem: zufrieden. Regelmäßige Flow-Erlebnisse – ob bei der Arbeit oder im Privaten – sollen sogar die psychische und körperliche Gesundheit fördern. Sie führen auf jeden Fall zu höherer Eigenmotivation und vermitteln ein Gefühl von Leistung und Selbstverwirklichung.

Mann jubelt an seinem Schreibtisch
Mann jubelt an seinem Schreibtisch

Der Schlüssel zum Flow: die richtige Balance

Um einen guten Arbeitsflow herbeizuführen, hilft es, sich immer wieder neue Herausforderungen zu suchen, ohne sich dabei zu überfordern. Wenn bestimmte Tätigkeiten Sie auf Dauer langweilen, versuchen Sie diese abzugeben. Aufgaben, denen Sie einfach nicht gewachsen sind, sollten Sie meiden oder mit Unterstützung Ihres Teams lösen. Eine realistische Einschätzung Ihres Könnens ist dafür entscheidend. Kurz: Sowohl Über- als auch Unterforderung sind echte Flow-Killer. Entscheidende Voraussetzung für den immer wiederkehrenden Flow-Zustand ist das Erfolgserlebnis, dass Sie eine weitere Aufgabe gemeistert haben. 

So erreichen Sie den Flow-Zustand

Sie kennen das Flow-Gefühl? Dann wissen Sie auch, wie mühelos Ihnen Aufgaben dann von der Hand gehen. Wäre doch toll, wenn Sie Ihren Arbeitsflow quasi auf Knopfdruck erreichen könnten, oder? Ein Universalrezept gibt es nicht. Zu individuell sind die Arbeitsbedingungen, zu unterschiedlich die Menschen. Aber: Einige Faktoren begünstigen die Entstehung des Flow-Zustands. Probieren Sie doch mal aus, welche für Sie persönlich am besten funktionieren. 

Konkrete Tipps für den Flow-Zustand

Wenn Sie Ihre gewohnten Prozesse anpassen, sind Sie dem Flow-Zustand schon ein ganzes Stück nähergekommen.

  • Aufgaben zerlegen: 
    Damit eine Aufgabe sich nicht wie ein riesiger Berg auftürmt, können Sie sie in mehrere Schritte unterteilen. Priorisieren Sie diese dann nach Wichtigkeit und Dringlichkeit. So wird das ganze Arbeitsprojekt übersichtlicher und Erfolge stellen sich schneller ein.
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  • Ziele festlegen: 
    Je genauer Sie wissen, was Sie mit einer konkreten Aufgabe erreichen wollen, desto leichter erreichen Sie den Flow-Zustand. Denn nur anhand klarer Ziele können Sie auch feststellen, ob Sie die jeweilige Herausforderung gemeistert haben. 
  • Fokussieren: 
    Versuchen Sie nicht, mehrere Aufgaben gleichzeitig zu erledigen. Nur mit dem nötigen Fokus auf eine Herausforderung besteht auch die Aussicht, sie im Flow zu meistern. Und nein: Niemand ist im wahrsten Sinne multitaskingfähig. Ein Gehirn kann nur eine Aufgabe im Flow meistern. Eine weitere Aufgabe wird Sie wieder aus der Konzentration reißen.
  • Loslassen können: 
    Vielleicht gelingt es Ihnen nicht immer, den gewünschten Flow zu erreichen. Dann erzwingen Sie es nicht. Das raubt Energie. Und die brauchen Sie, um anstehende Aufgaben heute einfach ohne Flow bewältigen zu können. Morgen klappt es vielleicht besser.

Das Arbeitsumfeld optimieren

Grundsätzlich erreichen Sie den Flow-Zustand nur aus eigenem Antrieb. Und dennoch können Sie Ihr Umfeld und Ihre Rituale am Arbeitsplatz variieren, um den Einstieg in den Flow positiv zu beeinflussen.

  • Aufräumen: 
    Bei vielen Menschen sorgt ein unordentlicher Arbeitsplatz unbewusst für Ablenkung – zu viel jedenfalls für einen echten Flow-Zustand. Vielleicht gehören Sie dazu? Probieren Sie es aus: Räumen Sie Ihren Schreibtisch frei, misten Sie das Büro aus und löschen Sie alle unnötigen Mails aus dem Posteingang. Schaffen Sie Klarheit, um sich fokussieren zu können.
  • Ablenkungen vermeiden: 
    Sobald Sie mit der Strömung schwimmen, kann Sie kaum noch etwas davon abhalten. Aber bis Sie im Fluss sind, gibt es eine Menge potentieller Störquellen. Vom E-Mail Ping über Meetings bis hin zu Unterbrechungen durch Kollegen. Vermeiden Sie Ablenkung durch soziale Medien und unnötige Telefonanrufe. Schalten Sie Ihr Smartphone in den Flugmodus und bitten Sie darum, für eine gewisse Zeit nicht gestört zu werden. 
  • Pausen machen: 
    Nehmen Sie sich auch mal bewusst raus aus dem Arbeitsgeschehen. Augen schließen, alle äußeren Reize ausschalten und einfach Ruhe suchen, wirken oft schon Wunder. Oder Sie gehen für eine Viertelstunde raus an die frische Luft und bewegen sich einfach etwas. Dann starten Sie mit neuer Energie und Konzentration – vielleicht sogar in den nächsten Flow. 
  • Neue Reize schaffen: 
    Entspannte Musik, im Sommer das Geräusch eines Ventilators, Vogelzwitschern bei offenem Fenster? Vielleicht kennen Sie Ihre individuellen Reize noch gar nicht, die Sie in Ihren persönlichen Flow versetzen. Probieren Sie aus, was Ihnen hilft, in den Flow zu kommen. 

So klappt’s langfristig mit dem Flow-Erfolg

Sie können nicht nur die Arbeitsabläufe und die Arbeitsumgebung perfektionieren. Auch grundsätzliche Dinge im Berufsleben haben mitunter starken Einfluss auf Ihren persönlichen Flow. 

  • Für Abwechslung sorgen: 
    Routine kann zu Langeweile führen – sogar bei echten „Gewohnheitstieren“. Sie müssen ja nicht gleich alles über den Haufen werfen. Aber vielleicht hilft es Ihnen ja schon, wenn Sie die Reihenfolge Ihrer gewohnten Abläufe ändern. Oder etwas Neues einbauen, zum Beispiel Lunchbox statt Kantine, eine andere Route für den Weg zur Arbeit oder morgens eine Runde Sport.
  • Talent ausbauen: 
    Sehen Sie fordernde Situationen im Beruf als Anlass, Ihr Know-how zu erweitern. So können Sie vielleicht schon bald Flows in ganz neuen Arbeitsbereichen erleben. Ganz nebenbei sind neue berufliche Fähigkeiten natürlich auch für Ihre Karriere förderlich. 
  • Orientierung suchen: 
    Langeweile und fehlende Motivation im Job bremsen den Arbeitsflow aus. Fassen Sie deshalb mittel- bis langfristige Job-Vorsätze, setzen Sie sich aber auch tägliche Ziele für Ihre Arbeit. Damit kehrt die Motivation zurück – und damit der ersehnte Flow. 
  • Individuelle Lieblingszeit finden: 
    Für das optimale Flow-Erlebnis ist die Tagesform und -zeit entscheidend. Sind Sie der frühe Vogel oder doch eher jemand, der am späten Nachmittag noch mal loslegt? Probieren Sie es aus und finden Sie heraus, zu welcher Tageszeit Sie Aufgaben, die besonders viel Konzentration erfordern, am erfolgreichsten angehen. 

Der Flow im Home-Office: undenkbar oder machbar?

Sie sitzen mit dem Laptop am Frühstückstisch, die Waschmaschine piept, der Paketbote klingelt und die Bilder müssten auch endlich mal an die Wand. Im Homeoffice herrschen ohnehin oft nicht ganz so optimale Arbeitsbedingungen. Andererseits arbeiten Sie hier an einem Ort, an dem Sie sich wohl fühlen. Der fehlende Arbeitsweg verschafft Ihnen mehr Zeit – auch für konzentrierte Flow-Phasen. Ist das eigene Zuhause also der richtige Platz für einen guten Flow? Die Antwort: Kommt drauf an. 

In den eigenen vier Wänden ist es besonders wichtig, dass Sie die richtigen Rahmenbedingungen schaffen. Vor allem hilft es, wenn Sie Arbeit und Wohnen möglichst klar voneinander trennen. Wenn Sie kein separates Arbeitszimmer haben, können Sie zum Beispiel mit Raumteilern arbeiten. Das bringt Ruhe in den Arbeitsbereich. Richten Sie Ihren Arbeitsbereich nicht im Schlafzimmer ein. Sonst sind erholsamer Schlaf und Arbeitsleistung gleichermaßen gefährdet. Auch am Arbeitstisch zuhause hilft es, Ordnung zu halten: keine Einkaufszettel oder private Gegenstände, die für Ablenkung sorgen. Legen Sie klare Arbeitszeiten für sich fest und notieren Sie am Ende des Arbeitstages schon die Aufgaben für den nächsten. Das erleichtert den Einstieg – auch in den nächsten Flow.

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