Das Jahr 2022 war in Deutschland ein Rekordjahr für die Inflation. Die Inflationsrate betrug laut dem Statistischen Bundesamt (Destatis) 7,9 % und lag damit signifikant höher als üblich. Im Jahr zuvor waren es nur 3,1 %. Die Folge war ein Rückgang der Reallöhne um rund 4 %. Arbeitnehmer spürten also deutliche Einbußen ihrer Kaufkraft, die sich nur mit Lohnsteigerungen beheben lassen. Lesen Sie weiter und erfahren Sie, wie Sie für eine Gehaltserhöhung Inflation erfolgreich ins Feld führen.

Frau sitzt an einem Tisch und blickt auf das Papier in ihren Händen
Frau sitzt an einem Tisch und blickt auf das Papier in ihren Händen

Warum Inflationsausgleich?

Inflation ist grundsätzlich gar nicht negativ. Im Gegenteil – eine stetige leichte Erhöhung aller Preise ist im Interesse aller Beteiligten einer Volkswirtschaft, weil sie für stetiges Wirtschaftswachstum sorgt. Eine zu hohe Inflationsrate bewirkt allerdings Verluste bei der Kaufkraft der Bevölkerung. Deshalb erhalten Arbeitnehmer normalerweise regelmäßig moderate Gehaltserhöhungen, die mit der Wirtschaftsentwicklung Schritt halten.

Fallen Inflationsrate und Gehaltserhöhung so weit auseinander, dass die routinemäßige jährliche Gehaltserhöhung als Inflationsausgleich nicht ausreicht, können sich Arbeitnehmer weniger leisten und verlieren an Kaufkraft. Sinkende Reallöhne schaden der Wirtschaft, weil sparsame Arbeitnehmer weniger konsumieren. Es gibt daher gute Gründe für Unternehmen, die Bezüge ihrer Beschäftigten bei starker Inflation zusätzlich zu erhöhen. 

Das gilt vor allem dann, wenn die Teuerungsraten bei den Anschaffungen besonders hoch ausfallen, die sich nicht so einfach einsparen lassen. Dies betrifft zum Beispiel Lebensmittel, Heizkosten, Mieten, Kraftstoff-/Transportkosten, Gesundheitsausgaben und Alltagsgegenstände.

Sind Arbeitnehmer zum Sparen gezwungen, verzichten sie eher auf ein neues Auto oder eine Urlaubsreise als auf Lebensmittel oder die Fahrt zur Arbeit. Umsatzrückgänge in Branchen wie der Autoindustrie, der Reiseveranstalter oder auch der Hersteller von Elektronik können schnell zu weiteren wirtschaftlichen Problemen eines Landes führen, denn auch hier sind Arbeitnehmer betroffen. Verlieren sie ihr Einkommen, fällt somit auch ihre Konsumleistung weg. Es folgt eine Kettenreaktion.

Deswegen hat zum Beispiel die deutsche Bundesregierung Ende des Jahres 2022 beschlossen, Arbeitnehmern und Arbeitgebern gleichermaßen unter die Arme zu greifen. Unternehmen dürfen ihren Mitarbeitern bis Ende 2024 freiwillig unter bestimmten Voraussetzungen eine Zahlung von bis zu 3.000 EUR als Inflationsausgleich zukommen lassen –  steuer- und sozialversicherungsfrei.

Ist ein Inflationsausgleich mit dem Gehalt Pflicht?

Es gibt in Deutschland kein Gesetz, das Arbeitgeber verpflichtet, die Vergütung ihrer Angestellten regelmäßig anzupassen. Trotzdem ist dies in Branchen mit Tarifverträgen und im öffentlichen Dienst üblich. Doch auch hier kam es in der Vergangenheit zu Verlusten bei den Reallöhnen der Beschäftigten.

In diesem Fall steht es jedem Arbeitnehmer frei, seine diesbezüglichen Sorgen mit dem Arbeitgeber zu teilen und nach einer Gehaltserhöhung zu fragen. Natürlich bleibt es jedem Unternehmen selbst überlassen, ob es seiner Belegschaft außerordentliche Gehaltserhöhungen ermöglichen möchte.

Eine Ausnahme besteht, wenn bereits ein Inflationsausgleich im Arbeitsvertrag vereinbart ist. An eine solche Bestimmung muss sich ein Unternehmen halten. 

Gehaltsgespräch wegen Inflation vorbereiten

Angestellte, die eine Gehaltserhöhung wegen Inflation benötigen, tun gut daran, sich auf ein entsprechendes Gespräch mit dem Vorgesetzten vorzubereiten. Informieren Sie sich über die genaue Inflationsrate und rechnen Sie sich anhand Ihrer regelmäßigen Ausgaben aus, wie Ihre konkrete Mehrbelastung aussieht. Das zeigt Ihnen, wie viel Spielraum Sie haben. Denken Sie daran, dass Ihr Netto-Einkommen darüber entscheidet, ob Sie mit dem neuen Gehalt zurechtkommen werden. 

Rechenbeispiel auf Basis der Inflationsrate

Angenommen, ein Arbeitnehmer verdient derzeit 40.000 EUR brutto pro Jahr. Um 8 % Inflation auszugleichen, könnte er wie folgt verhandeln:

  • Berechnung der Inflations-Auswirkung: 8 % von 40.000 EUR sind 3.200 EUR.
  • Verhandlungsvorschlag: Der Arbeitnehmer fordert eine Gehaltserhöhung von 3.200 EUR brutto pro Jahr (entspricht 267 EUR brutto pro Monat bei 12 Monatsgehältern), um die Inflation auszugleichen.

Zu beachten ist, dass bei diesem Beispiel lediglich ein Inflationsausgleich angestrebt wird. Einen realen Lohnzuwachs verzeichnet dieser Arbeitnehmer nicht. Außerdem muss ein Zuschlag von 8 % auf das Brutto nicht unbedingt ein um 8 % höheres Netto bedeuten. Hierzu sind weitere Detailrechnungen erforderlich.

Der Randstad Gehaltserhöhungs-Rechner bietet Ihnen die Möglichkeit, die Auswirkungen einer Gehaltserhöhung auf Ihr Nettogehalt zu berechnen. 

zum Rechner

Gute Aussichten für eine Gehaltserhöhung aufgrund Inflation

Es gibt eine Reihe von Gründen, die Arbeitgeber veranlassen, dem Wunsch eines Mitarbeiters nach einem Inflationsausgleich nachzugeben:

  • Der Mitarbeiter hat länger keine Gehaltserhöhung erhalten.
  • Das Unternehmen will die Person nicht an die Konkurrenz verlieren.
  • Der Arbeitgeber verspricht sich durch die Gehaltsanpassung eine erhöhte Motivation und produktiveres Arbeiten des Beschäftigten.
  • Der Betrieb legt Wert auf sein Image als sozial verantwortungsvoller Arbeitgeber.
  • Die Branche leidet an Fachkräftemangel und die Firma will für qualifiziertes Personal attraktiv bleiben.
  • Das Unternehmen leidet selbst nicht unter den allgemeinen Preissteigerungen.

Schlechte Chancen für eine Gehaltserhöhung zum Inflationsausgleich

Es gibt allerdings auch einige Faktoren, die es einem Unternehmen nicht erlauben, der Bitte eines Beschäftigten um eine Gehaltserhöhung wegen einer hohen Inflationsrate nachzukommen. Dazu gehören Punkte wie:

  • Der Arbeitnehmer hat kürzlich erst eine Gehaltserhöhung erhalten.
  • Das Unternehmen ist selbst von gestiegenen Einkaufspreisen für Produkte oder Material betroffen.
  • Der Betrieb kann gestiegene Ausgaben nicht an seine Kunden weitergeben, sondern muss eventuell sogar die Preise senken, um keine Aufträge zu verlieren.
  • In der Firma sind Arbeitsplätze gefährdet oder es kam schon zu Entlassungen.
  • Der Arbeitgeber hat wegen schlechter Auftragslage Kurzarbeit angemeldet.

In diesen Fällen ist eher nicht mit einer Gehaltserhöhung wegen gestiegener Inflation zu rechnen. Möglicherweise ist es sogar Zeit, sich nach einem neuen Arbeitsplatz in einer zukunftsträchtigeren Branche umzusehen.

Lesetipp

Unterbezahlt? Die meisten Arbeitnehmer fragen sich im Laufe ihres Berufslebens, ob sie genug verdienen. Erfahren Sie, ob Ihr Gehalt tatsächlich niedriger ist als angebracht.

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