Wenn Sie sich fragen, warum es bei Gehältern Unterschiede gibt, denken Sie wahrscheinlich gerade über die Verbesserung Ihrer Bezahlung nach. Vielleicht haben Sie auch erfahren, dass Ihr Kollege mehr verdient, obwohl er vergleichbare Arbeit macht? Bevor Sie bei Ihrem Chef wegen einer Gehaltserhöhung anklopfen oder gar den Job wechseln, müssen Sie wissen, woher Gehaltsunterschiede kommen. Hier erfahren Sie, welche Faktoren Ihr Gehalt beeinflussen und an welchen Sie selbst arbeiten können.

Portrait eines lächelnden Mannes
Portrait eines lächelnden Mannes

Einflussfaktoren Gehalt

Das Gehalt eines Arbeitnehmers bestimmen viele Faktoren. Darunter fallen persönliche und individuelle Merkmale wie das Alter und die Ausbildung. Auch die Lebensumstände (Ehepartner, Anzahl der unterhaltsberechtigten Kinder) spielen manchmal eine Rolle, zum Beispiel im öffentlichen Dienst. Andere Faktoren sind direkt mit der jeweiligen Position verknüpft, etwa Verantwortung, Branche und die Größe des Unternehmens.

Wenn Sie als Arbeitnehmer den Wunsch haben, Ihr Gehalt zu steigern, achten Sie am besten auf die Faktoren, die Sie selbst ändern können. Das sind zum Beispiel Leistung, Qualifikation und Position. Dazu kommen Umstände, die sich nicht so leicht ändern lassen, wie die Region, in der man arbeitet, oder die Branche. Insgesamt spielen viele Kriterien eine Rolle für die Frage, warum sich Gehälter unterscheiden:

Gehalt nach Berufserfahrung

Berufseinsteiger erhalten in der Regel weniger Gehalt. Je länger jemand in einem Beruf arbeitet, desto wahrscheinlicher ist ein höheres Gehalt aufgrund der längeren Berufserfahrung.

Qualifikationen

Hoch qualifizierte Arbeitnehmer verdienen naturgemäß mehr als Kollegen mit weniger umfangreicher Ausbildung.

Gehalt nach Branche

Gehälter variieren je nach Branche und Wirtschaftszweig. Arbeitnehmer im Finanzdienstleistungssektor haben zum Beispiel im Durchschnitt höhere Gehälter als Mitarbeiter im Gesundheitswesen.

Unternehmensgröße

Größere Unternehmen zahlen oft höhere Gehälter. Dies zeigt sich auch durch sogenannte Benefits, also Zusatzleistungen und Vergünstigungen. Arbeitgeber unterstützen ihre Arbeitnehmer damit steuerbegünstigt, beispielsweise durch Sachleistungen oder sie bieten Mitarbeiter-Aktiensparprogramme an. Diese Leistungen ergeben zusammen mit dem Grundgehalt ein Gesamtpaket, das die Attraktivität eines Arbeitsplatzes steigert.

Gehalt entsprechend Verantwortung

Führungskräfte und Angestellte in leitenden Positionen erhalten in der Regel höhere Gehälter. Eine bessere Vergütung ergibt sich also insbesondere dann, wenn sie Umsatz- oder Personalverantwortung tragen.

Gehalt nach Leistung

Leistungsbezogene Vergütungen oder „Boni“ sind zusätzliche Zahlungen, die Arbeitnehmer basierend auf ihrer individuellen Leistung und den Zielen des Unternehmens erhalten. Boni sind eine beliebte Möglichkeit, Mitarbeiter für herausragende Arbeit zu belohnen und ihre Motivation zu steigern. Als Grundlage dient oft eine Vereinbarung über bestimmte (Umsatz-)Ziele.

Gehalt nach Region

Gehälter variieren in verschiedenen Regionen Deutschlands nach lokalen Lebenshaltungskosten. Es liegt auf der Hand, dass ein Arbeitnehmer in München ein höheres Einkommen benötigt als im ländlichen Sachsen-Anhalt.

Tarifverträge

Tarifverträge legen Mindestlöhne und Gehaltsstrukturen fest. Ist ein Arbeitgeber Mitglied einer Tarifgemeinschaft, kann er den Tariflohn nicht unterlaufen. Übertarifliche Bezahlung ist dagegen ein gebräuchliches Mittel, um Arbeitnehmer für ein Unternehmen zu gewinnen und langfristig zu binden.

Verhandlungsgeschick

Individuelle Verhandlungen beeinflussen das Gehalt an einigen Arbeitsplätzen erheblich. Gehen Sie nicht automatisch davon aus, dass Ihr Chef schon weiß, wie viel Sie leisten, und das von sich aus entsprechend honoriert. Weisen Sie ihn ruhig sachlich darauf hin und lassen Sie sich Ihre Mitarbeit angemessen vergüten.

Betriebszugehörigkeit

Je nach betrieblichen Gepflogenheiten kommen langjährige Mitarbeiter oft in den Genuss automatischer Gehaltssteigerungen.

Unterbezahlt?

Die meisten Arbeitnehmer fragen sich im Laufe ihres Berufslebens, ob sie unterbezahlt sein könnten. Ist Ihr Gehalt tatsächlich niedriger ist als angebracht?

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Rechtliche Aspekte

Auch wenn Gehälter prinzipiell frei verhandelbar sind, hat die Vertragsfreiheit rechtliche Grenzen. Der Gesetzgeber hat einige Vorschriften geschaffen, die verhindern, dass unterschiedliche Gehälter Arbeitnehmer unangemessen benachteiligen.

Gleichbehandlungsgesetz

Das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) verbietet die Diskriminierung aufgrund von Geschlecht, Religion, Alter und weiteren persönlichen Merkmalen. Berechtigte Unterschiede in den Gehältern auf Basis individueller Qualifikationen und Erfahrungen bleiben davon unberührt. Stellt eine Gehaltsvereinbarung eine verbotene Diskriminierung im Sinne des AGG dar, hat der betroffene Arbeitnehmer einen Schadensersatzanspruch.

Entgelttransparenzgesetz

Dieses Gesetz fördert die Lohngerechtigkeit zwischen den Mitarbeitern großer Betriebe, indem es Transparenz bei Gehältern in Unternehmen ab 200 Mitarbeitern verlangt. Die anonymisierte Offenlegung der Vergütungen dient vor allem dazu, die Benachteiligung von Arbeitnehmerinnen zu bekämpfen. Oft bleibt Frauen verborgen, welche Gehaltsunterschiede zwischen den Geschlechtern herrschen, wenn sie vergleichbare Tätigkeiten verrichten.

Gehalt clever (nach-)verhandeln

Ist ein Bewerbungsprozess gut verlaufen, stehen zuletzt meistens die Gehaltsverhandlungen an. Dies bleibt relevant: Wenn Arbeitnehmer in einem bestehenden Arbeitsverhältnis feststellen, dass ihre Vergütung zu niedrig ausfällt, ist die Zeit für eine neue Neuverhandlung gekommen. Hier gilt es gut vorbereitet zu sein, selbstsicher aufzutreten und den richtigen Zeitpunkt zu erwischen. Gute Chancen haben Sie beispielsweise nach einem erfolgreichen Projektabschluss oder einer positiven Leistungsbewertung. Bevor Sie mit Ihrem Vorgesetzten über Ihr Gehalt sprechen, prüfen Sie am besten mit der folgenden Checkliste, ob Sie auch wirklich an alles gedacht haben:

  1.  Haben Sie das übliche Gehaltsniveau entsprechend Ihrer Qualifikationen und Region ausreichend recherchiert, um eine realistische Gehaltsforderung zu präsentieren.
    Tipp: Mit dem Gehaltschecker ermitteln Sie das Durchschnittsgehalt für Ihren Beruf an Ihrem Arbeitsort und deutschlandweit – anonym und ohne Anmeldung.
  2. Sind Sie bereit, Kompromisse zu machen, falls Ihr Arbeitgeber Gegenangebote macht – etwa mit mehr Aufgaben oder Verantwortung für eine höhere Gehaltsklasse oder einem Ortswechsel?
  3. Ist es in Ihrem Interesse, auch Benefits und Boni als Verhandlungsgegenstand einzubringen? Wenn ja, welche?
  4. Haben Sie einen realistischen Verhandlungsspielraum für Ihre Gehaltsforderung eingeplant?
  5. Haben Sie die Liste Ihrer Leistungen und Erfolge im Kopf, um darzulegen, welchen Mehrwert Sie dem Unternehmen bieten?

Sind Sie gut vorbereitet, können Sie beruhigt in die Gehaltsverhandlung starten und müssen nicht nervös werden. Im Gespräch bleiben Sie respektvoll und professionell, auch wenn die Verhandlungen vielleicht herausfordernd sind. Formulieren Sie Ihre Gehaltsvorstellung klar und präzise.

Verhandlungsgeschick zahlt sich aus

Gute Argumente und die richtige Verhandlungstaktik führen bei Gehaltsverhandlungen am ehesten zum Erfolg. Lesen Sie, wie Sie das Gehaltsgespräch vorbereiten und richtig führen.

Tipps erhalten

Lassen Sie sich nicht beirren – Sie haben sich im Vorfeld schließlich kluge Gedanken über Ihre Gehaltsvorstellung gemacht und können Sie bestens begründen. Sind Sie sich mit dem Arbeitgeber einig geworden, bedenken Sie zum Abschluss: Natürlich ist ein Handschlag eine sympathische Geste – bestehen Sie aber lieber zusätzlich auf einer schriftlichen Vereinbarung, falls diese nicht ohnehin automatisch von der Personalabteilung kommt.

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