So bestehen Unterlagen den Realitätscheck.

In wenigen Minuten ein Anschreiben verfassen? Für Bewerber ist das heute mit verschiedensten KI-Anwendungen möglich – und eine verlockende, zeitsparende Option. Doch in Personalabteilungen kommt dieser Ansatz nicht immer gut an: 55 % der Unternehmen stehen Bewerbungen, die offensichtlich mit KI erstellt wurden, kritisch gegenüber, zeigt die aktuelle Randstad-ifo-HR-Befragung (3. Quartal 2025). 21 % geben an, dass KI keinen Einfluss auf die Bewertung der Unterlagen hat, während 6 % die Unterlagen grundsätzlich ablehnen.

Die Industrie zeigt sich besonders zurückhaltend: Hier äußern 59 % Skepsis bezüglich KI-Bewerbungen, nur 15 % machen keinen Unterschied. Auch kleinere Unternehmen reagieren strenger: 9 % lehnen KI-Bewerbungen vollständig ab, bei großen Betrieben sind es nur 3 %.

Randstad Infografik „KI-Bewerbungen – wie Unternehmen reagieren“
Randstad Infografik „KI-Bewerbungen – wie Unternehmen reagieren“

„Viele Personalverantwortliche spüren sofort, wenn ein Anschreiben oder Lebenslauf komplett von KI erstellt wurde: Die Texte klingen oft generisch, die Formulierungen sind austauschbar und enthalten keine konkreten Beispiele der Arbeit der Bewerber:innen. Das weckt Skepsis – gerade in Branchen wie der Industrie, wo Passung und Substanz entscheidend sind“, erklärt Verena Menne, Director Group HR bei Randstad Deutschland.

So geht’s richtig: KI als Co-Autor statt Ersatz

Ganz auf KI verzichten müssen Bewerber dennoch nicht. Richtig eingesetzt, kann sie durchaus unterstützen – etwa beim Strukturieren von Entwürfen oder bei ersten Formulierungen. Entscheidend ist, dass aus KI-Entwürfen ein authentisches Dokument wird, das Fachkenntnisse und Persönlichkeit sichtbar macht. „Der größte Fehler ist gewöhnlich, KI-Bewerbungen eins zu eins abzugeben. Stattdessen sollten Bewerber:innen die Technologie als Co-Autor nutzen – und ihre Unterlagen durch Persönlichkeit und konkrete berufliche Beispiele ergänzen“, rät Verena Menne.

Die wichtigsten Erfolgsfaktoren (Do’s) und Stolperfallen (Don’ts) für die KI-Bewerbung 

Do’s

  • Kernanforderungen gezielt aufgreifen
    KI kann helfen, die wichtigsten Hard- und Soft Skills aus einer Stellenanzeige herauszufiltern. Entscheidend ist, mit konkreten Beispielen zu belegen, wie man die Anforderungen erfüllt.
  • Konkrete Belege statt Allgemeinplätze
    Anstelle von Aussagen wie „teamfähig“ sollten nachvollziehbare Erfolge genannt werden, etwa ein Projekt, das mit klarer Leistung oder Zahlen unterlegt ist.
  • Sprachstil reflektieren und glätten
    Der Text sollte zur Branche passen – technisch, kreativ oder seriös – und nicht in KI-typische Schachtelsätze oder Floskelreihen verfallen. Kurze, klare Formulierungen wirken authentischer.
  • Technisch sauberes Dokument
    Bewerbungen sollten schlicht formatiert sein: PDFs ohne Tabellen oder Grafiken, klar strukturierte Abschnitte und sinnvolle Dateinamen. Keywords aus der Anzeige erhöhen die Sichtbarkeit in ATS-Systemen.
  • Realitäts-Check machen
    Jede Angabe sollte so belastbar sein, dass sie auch im Vorstellungsgespräch verteidigt werden kann. Ein lautes Vorlesen oder eine zweite Prüfung nach kurzer Pause hilft, Unstimmigkeiten zu erkennen.

Don’ts

  • Ungeprüfte KI-Texte übernehmen
    Standardformulierungen, Wiederholungen oder kleine Ungenauigkeiten fallen Recruiter sofort auf.
  • Übertreibungen und falsche Angaben
    Überzogene Claims zu Tools oder Zertifikaten wirken unglaubwürdig – und lassen sich zudem leicht überprüfen.
  • Buzzwords ohne Inhalt
    Begriffe wie „innovativ“ oder „visionär“ bleiben wertlos, wenn sie nicht mit konkreten Beispielen hinterlegt sind.
  • Unpassendes Design
    Zu viele Grafikelemente, Icons oder Tabellen stören die automatische Auswertung und wirken in klassischen Branchen unprofessionell.
  • Unpersönlichkeit
    Eine Bewerbung ohne individuelle Nuancen oder Bezug zum Unternehmen wirkt schnell wie austauschbare Massenware.

 

Über die Randstad-ifo-HR-Befragung

Die vorgestellten Ergebnisse stammen aus der Randstad-ifo-HR-Befragung, die quartalsweise durch das ifo-Institut im Auftrag des Personaldienstleisters Randstad durchgeführt wird. Sie erschien bisher unter dem Namen Randstad-ifo-Personalleiterbefragung. Die Studie befragt 500 bis 1000 Personalverantwortliche in deutschen Unternehmen unterschiedlicher Größe und Branchen. Die bisherigen Randstad-ifo-HR-Befragungen (bzw. vormals Personalleiterbefragungen) finden Sie auf unserer Webseite. Jetzt Randstad-ifo-HR-Befragungen ansehen.

Zur Person
Verena Menne, HR Group Director der Randstad Gruppe Deutschland
Verena Menne, HR Group Director der Randstad Gruppe Deutschland

Verena Menne

Director Group HR der Randstad Gruppe Deuschland

Verena Menne leitet seit Dezember 2022 als Director Group HR den Personalbereich der Randstad Gruppe Deutschland. In ihrer Funktion trägt sie die Gesamtverantwortung für die operative und strategische Ausrichtung des Personalbereichs der Gruppe. Seit 2011 ist die diplomierte Wirtschaftswissenschaftlerin in unterschiedlichen Rollen bei Randstad aktiv. Zuletzt war sie als Human Resources Manager Operations tätig für Randstad Enterprise Group, Randstad Outsourcing, Randstad Sourceright GmbH und Tempo-Team Deutschland.